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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Seite - 194 -
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194 und Mutter — das Himmelfahrtsfest Mariens. Dazu helfen ihm ja die maw pratika der Bauernkalender und jetzt noch mehr der koleäar 6ru/l>e svete^a ^lokora, der St. Hermagoraskalender. Er empfiehlt sein Haus dem Herrn, wenn beim Aubruch der Nacht die Glocke zu Ehren des heiligen Florianns, des Schutzpatrons gegen Feners- brünste, geläutet wird. Er geht jedes Jahr zur Christenlehre, wenn die Osterzeit heran- naht, und den von seinem Seelsorger erhaltenen Beichtzettel gibt er ihm mit einem Geschenk zurück. Unser Mandriere ist übrigens ein genügsamer Mensch. Er beklagt sich nicht, wenn auch sein Bett ein einfacher Strohsack ist — denn Federn kennt er nicht. Auch iu seiueu Speisen ist er eben nicht wählerisch. Während der Woche ist er mit Ma , einer Fisolen- snppe, mit Sauerkraut, mit etwas Kartoffeln oder mit Polenta zufrieden, denn sein Kalender zeigt ihm als Normatage, an welchen er sich etwas Besseres anschaffen kann: eine Taufe, eine Trauung, Weihnachten, Ostern, Frohnleichnam, Kirchweih und Martini. Er ist uicht sehr gesprächig und nur selten flucht er. Thut er dies manchmal, dann möchte man glauben, ein Gewitter oder der Hagel seien im Anzng begriffen. Allein das geschieht nur in der Aufwallung des Zorns, während eines Streites oder wenn etwa der Wein Herr des obersten Stockwerks in seinem Kopfe ist. Stolz auf seine Körperkräfte beschränken sich dabei seine Produktionen höchstens auf eine Tracht von Prügeln — denn Verbrechen werden von ihm nur äußerst selten begangen. Abergläubisch wie er ist, schreibt er der Uora, das Alpdrücken zu und ist überzeugt von der Existenz der eopernies, der Hexen, welche nach seiner Meinung in den vier Qnatemberwochen zum Teufelstanz zusammenkommen und sogar Helfershelfer und Gehilfinnen haben sollen. Diese letzteren üben mit jenen Hand in Hand den »slado, tiuäo oko, den bösen Blick", wodurch sie Menschen, Thieren, Gärten und Feldfrüchten schaden können. Als vermeintliches Gegenmittel trägt er daher etwas bei sich in Form eines Amnlets. Oder er macht wenigstens, im Nothfall sogar versteckter Weise, das Zeichen eines Hornes mit den Fingern von sich weg. Auch sollen ihm etwas Weihrauch oder etwas Wachs der Osterkerze und des Ostertriangels nützen, während man in früheren Zeiten eine besondere Wirkung der Einsegnung der behexten Person und der vvu ihr gebrauchten Gegenstände von Seite alter Weiber zuschrieb. Unterhaltungen kennt der echte Mandriere nur wenige. Bei ihm herrscht der, wie I. Kantz in seinem Bnche cke ritu i^nis in natali saneti 5c>annis aeeensi (Wien 1759) schreibt, auch bei den Deutschen übliche Gebrauch, am 23. Juni, am Vorabend des Festes des heiligen Johannes des Täufers Freudenfeuer anzuzünden und darüber zu springen. In den Vorstadtvierteln Rena nnova und Pegolotta ist ihm nun freilich diese Unterhaltung wie auch das Auflassen der Luftballone polizeilich verboten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Das Küstenland, Band 10
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Das Küstenland
Band
10
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.63 x 22.44 cm
Seiten
390
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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