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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Seite - 197 -
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197 gebliebenen jungen Mandrieri, vielleicht die vom Dorfe Servola ausgenommen, sind die wenigsten Landleute. Die meisten arbeiten in Trieft als Maurer, Steiumetze und Straßen- pflasterer, sogar als Facchini; sie sind dem Trnnk und dem Spiel ergeben, während nnd in unserer Stadt Blumenhändlerinnen sind oder uns als Wäscherinnen dienen und Milch und Gemüse besorgen. Volksleben in Istrien (mit Ausschluß der Slaven). Die alten Jstrianer haben, wie wir in der Geschichte Jstriens vom Bischof Jakob Philipp Tommasini (1645) lesen, viele Sagen uud Gebräuche gehabt, welche ihren Ursprung aus Venedig herleiteten. Mit der Zeit haben sich dieselben wie die alterthümlichen Gebräuche beinahe sämmtlich verloren. So gibt es bei den italienischen Bewohnern des Landes keine volkstümlichen Gebräuche bei Tauseu und Hochzeiten mehr. Nur hier und da werden die Brautleute vom Hause mit Musik abgeholt uud in die Kirche geleitet, wobei die begleitenden Personen bei der Brautmesse bleiben. Dagegen pflegt Niemand die Abgestorbenen der unteren Stände zum Grabe zu geleiten, nicht einmal Jemand aus der nächsten Verwandtschaft. Man begnügt sich, der Familie einen Condolenzbesuch abzustatten und bei den Todtenoffieien in der Kirche anwesend zu sein. Nur die Nachtwache, In vHa, ist hier wie in Irland bei Personen niederen Standes üblich, wobei viel gespielt, gesungen, gegessen und gezecht wird, so daß man glaube« möchte, eine Hochzeit finde im Hause statt und nicht eine Heimsuchung durch den Sterbefall. Reich entfaltet erscheint dagegen der Aberglaube uuserer Landleute. Weuu das Feuer singt, se ru^uu ei koZv, so spuckt darauf die biedere Hausfrau uud ruft zornig aus: „Hol' dich der Satan; heute werdeu wir einmal zur Abwechslung Zank und Wortwechsel im Hause haben." Es fällt ihr während des Nähens die Schere auf die Spitze zu Bodeu: uuu, so wird ein Bekannter, ein Freund oder ein fremder Bestich kommen. Ist sie mit dem Kochen beschäftigt uud juckt sie die Handfläche, so schmunzelt sie, denn ihr Mann wird ganz gewiß Geld nach Hause bringe«. Unterdessen verschüttet sie Salz oder, was noch ärger ist, Öl auf deu Boden: o weh, das bedeutet Uuglück! Wer wird die Ursache sein? Morgens, nnd insbesondere am Neujahrstag hat sie beim ersten Ausgehen aus dem Hause ein altes Weib gesehen: da muß man sich ja hüten vor den Hexen, vor den Hexenmeistern, vor dem bösen Blick — lauter Vorzeichen des „eenciut« oder des Alpdrückens. Sehr aus- gebreitet ist auch die Meinung, daß Träume die Zukunft erschließen. Ihren Sinn und ihre Bedeutung verstehen entweder alte Weiber, die oder die Tranmbücher, und sollten diese uicht entsprechen, so nimmt man Zuflucht zum Karteuaufschlageu oder Karten- legen, zum „butur le cni-te", dem beliebtesten Mittel vorzüglich bei unseren Mädchen nnd Franen ans den niederen Volksschichten, nm den Schleikr der Znknnft zn lüften.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Das Küstenland, Band 10
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Das Küstenland
Band
10
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.63 x 22.44 cm
Seiten
390
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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