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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Seite - 206 -
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206 durchzuführen. Am gewöhnlichsten sind jetzt die ?ieiivts und die Intis, welche Weiber- hemden tragen uud oft zu Hunderten auf den Straßen sich zusammenrotten. Ebenso sind die Stutzer in altfranzösischer Tracht sehr häufig, die sich zusammenfinden, um gemein- schaftlich ihre Streiche auszuführen. Die edelsten Masken sind aber unstreitig die lakaris in schwarzer Tracht mit weiten fliegenden gold- oder silberbedeckten Sammtmänteln, der Tracht der alten ^odili Venedig entlehnt. Geistliche Masken sind verboten. Schöne Costüme kommen sonst nur bei den Mädchen vor, welche gefallen und ihre Schönheit ins Licht stellen wollen. Auch Auszüge und allegorische Darstellungen finden zu Fuß oder iu Wagen statt. Heiterkeit uud Muthwille siud überall vorherrschend, selbst derbe Späße kommen vor, denn die Polizei schützt jede Maske und erhält durch Sicherheitswachen, welche überall aufgestellt sind, strenge Ordnung. Waffen, besonders heimliche, sind verboten. Am Corso bleibt zwischen den Wagen ein freier Raum. Bediente und Kutscher siud zuweilen maskirt, die letzteren als Frauen, und die Wagen nehmen von Bekannten und Freunden manchmal so viele auf, als sie nur zu fassen vermögen. Um die Wagen herum und zwischen ihnen wogt nun das Menschengedränge. Den allgemeinen Jubel erhöht noch das Werfen mit den eartoline und den evntetti. Letztere haben sich jetzt meistens in kleine Papierschnitzel verwandelt. Am meisten werden damit die Wagen geneckt und komische Masken siud einem Bombardement mit eonletti ausgesetzt. Vornehme und Reiche werfen sich auch mit Blumen uud mit echten Zuckercousetti, auch werden Damen nnd Mädchen, die in den Wagen sitzen, Blumensträuße verehrt, und solchen Wagen folgt immer mit Lebensgefahr ein Haufen inuli nach, die Blumen, cartoline uud eonletti auflesen. Einst erhöhte den Glanz dieses Volksfestes die maskirte Musikbande, la dancka ckei liori, so geuaunt nach ihrem Gründer, dem Wirth ckei k'ivri, welche zum Capell- meister l'aol« Uatto, den auf der pia?xa ckel 8ale bekannten Barbier ?aolo ^aeelünetti hatte. Jetzt hat dies aufgehört uud der heutige Corso ist im Vergleich zu jeuem vor dreißig Jahren nichts mehr als eine — splenckicka miseria. In Trieft wird am Aschermittwoch unter großem Menschenandrang der Carneval, eine Strohpuppe, mit einer Trauerrede uud den abeuteuerlichsteu Ceremonien begraben, wozu man gewöhnlich das Dorf Guardiella auswählt. Anch der Lenz ist da und muß gefeiert werden. Denn mit dem Maimonat fängt die Göttin Flora ihr Regime an und wenn schon der Jstrianer ein Blumenliebhaber ist, so gibt es iu uuserer Monarchie kaum eine Stadt, in der für die Blumen so viel Geld ver- schwendet wird als in Trieft. Die Blumenliebhaberei ist bei uns eine förmliche Blumen- manie geworden. Die Blumenverkäuferinueu sind immer vollauf mit Blumensträußen, mit Blumenkörben, mit Blumenkränzen beschäftigt, und fast jede Familie muß ihreu Blumen- tisch besitze«. Unsere Landsleute siud aber auch Fischer, Jagdliebhaber und Radfahrer.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Das Küstenland, Band 10
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Das Küstenland
Band
10
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.63 x 22.44 cm
Seiten
390
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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