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erhielten sich fast nur in den Städten der Westküste, wohin sich auch Bewohner aus dem
Juuern der Provinz flüchteten, während die Kroaten und Slovenen das übrige Land
besetzten. Die ursprünglichen Städtebewohner nennen die Slaven noch heutzutage gerne
„Schiavi", während sie vvn diesen „Latiner" genannt werden.
Die Verfassung der alten Slaven war, wie Procopius sagt, demokratisch; sie schätzten,
wie Kaiser Mauritius erwähnt, die Freiheit, bebauten das Feld und bewohnten kleine,
schlecht verschlossene, zerstreut liegende, entweder ebenerdige oder einstöckige, mit steinernen
Stiegen auf der Außenseite versehene Häuser, die oft nur ein einziges Zimmer hatten
und noch heutzutage iu Jstrien zu sehen sind, und versammelten sich mir zur Berathung,
zur Verrichtung des Gottesdienstes oder zur Vertheidigung iu den meist auf Anhöhen
gelegenen Burgen. Einzelne Familien im engeren Sinne des Wortes wuchsen im Laufe
der Zeit zu größereu Familien, zu den sogenannten Hanscommunionen (^itckruZe) heran.
Aus diesen gingen Berwandtschaftsgenossenschasten (bratstva) hervor, welche wiederum
größere Stammesgenosseuschafteu bildeten. Anf diese Art entstanden Hänsereomplexe,
Dörfer uud SuMnh« (die heutigen Steuergemeinden) mit ihrem 5upkui und liocköuj, und
bekamen ihren Namen nach dem Gründer der ersten Hauscommuuiou. In den Burgen
siedelten sich nach uud uach die weltliche« und geistlichen Obrigkeiten an; zu ihueu gesellten
sich auch manche andere, uud so entstand die sogenannte städtische Bevölkerung, welche sich
im Laufe der Zeit uud infolge der politischeu Verhältnisse der Sprache des umwohueudeu
Volkes wenigstens insoweit entfremdet hat, daß sie außer dieser noch eine zweite verstand
nnd sich ihrer auch öfters bediente.
Ähnliches in Bezug auf die Eutwickluug der Wohnsitze und Benennung, wenigstens
der Dörfer uud Weiler, fiudeu wir bei den Kroaten, die sich im XVI. und XVII. Jahr-
hundert, zur Zeit als Jstrien theilweise entvölkert war, in diesem Lande angesiedelt haben.
Zahlreiche Kriege gegen einzelne Städte seitens der venetianischen Republik und theil -
weise zwischen Genua uud Venedig wegen derselben und pestartige Krankheiten, welche
mit dem venetianischen Handel aus dem Orient eingeschleppt wurden und im XV., XVI.
und XVII. Jahrhundert arg wütheten, vernichteten beinahe die Eiuwohuer vou Umago,
Cittanova, Pareuzo, Pola uud der augreuzeuden Dörfer. Deßhalb lud die Regierung der
venetianischen Republik größteutheils Kroaten aus Dalmatieu, Bosnien uud Herzegowina,
theilweise auch die Bewohner der Grafschaft Pisino ein, sich unter gewisse» Bedingungen
iu diesen verlassenen Gegenden niederzulassen, wozu sich die Kroaten vorzüglich deshalb
bereit fanden, weil sie in ihren Wohnsitzen von den Türken bedrückt wurden. In den
entvölkerten Theilen Jstriens gründeten nnd erneuerten sie Dörfer uud gaben den Städten
neues Lebe«. Die damaligen und die spätere» „Provveditori" loben sie als friedliebende,
treue, mäßige, insbesondere aber als fleißige, arbeitsame uud geschickte Ackerbauer.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch