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sich die Sache mit den „Romanen" am westlichen Fuße des Ueka-Gebirges (Monte
Maggiore), welche sich selbst „Blahi" (Walacheu) nennen und von ihren Nachbarn
„Ciribirci" genannt werden, welche, mit den Kroaten vermengt, aus Dalmatien hierher
übersiedelten uud dereu Familiennamen, wie die der Zejane, fast ausschließlich kroatisch
siud. Sie bewohnen die Dörfer Snsnjevica, Novavas, Brdo und Grobuik, wo sie iu ihren
Häuseru eine mit kroatischen Wörtern noch mehr als in Zejane vermengte „romanische"
(sie selbst sagen: mi Zovorimc» vIaSki — wir sprechen walachisch) Sprache, besonders mit
ihren Kindern, die mit sieben Jahren allgemein schon auch kroatisch kennen, sprechen nnd
außer denselben nur die kroatische gebrauchein Für abstracte Begriffe habe» sie iu ihrer
walachischeu Sprache gar keine Ausdrücke; sie singen nur kroatische Volkslieder uud habeu
schon für die Zahl acht und nenn kroatische Bezeichnung (osam, clevet). Die Lebensweise,
die Beschäftigung, die Tracht (ja auch die Benennungen für die verschiedenen Kleidungen),
die Sitten und Gebräuche der Äribirci, sowohl iu Zejane als in Snsnjevica, Novavas,
Brdo nnd Grobnik, sind gleich oder ähnlich mit denen der Kroaten, von denen sie nmgeben
sind. Die folgende Beschreibung bezieht sich deswegen auch ans sie.
Noch heutzutage beschäftigen sich die Kroaten und Slovenen, die Nachkommen
sowohl der ersten als die der zweiten Einwanderung, meist mit dem Ackerbau. Die Mäuuer,
alt und jung, und die Mehrzahl der Weiber ist mit dem Felde sozusagen unzertrennlich
verbunden. Häufig essen sie auf dem Felde, um sodann im Winter an der Sonne, im
Sommer im Schatten ein Stündchen zu ruhen. Gerne begleiten sie die Feldarbeit mit
bald heiterem, bald melancholischem Gesang.
Die Schafzucht ist neben dem Ackerbau die wichtigste Beschäftigung der Slaven
Jstriens im Allgemeinen und beinahe die ausschließliche derjenige» des westlichen Theils der
Halbinsel. Auf dem ganzen Tschitschenboden bis zum Promontore, vom Salvore bis zum
Schneeberg und auf den Inseln, überall trifft man den istrianischen Hirten mit den
Opanken und engen Tuchhosen, langem wollenen ärmellosen Rock (kroöat), mit der
istrianischen Kappe oder mit dem Hut auf dem Kopfe, mit der nationalen Doppelflöte '
(dli^ni, lZvoMee) im Munde, mit welcher er auf eine nnr ihm eigene Art seine frohen
nnd schmerzlichen Gefühle ausdrückt, sich und seine ergebene Gesellschaft, die Herde uud
den Schäferhund ergötzt. Wenn der Schnee die Höhen bedeckt, steigen die Hirten mit ihren
Herden au das Meeresgestade uud halten sich daselbst durch den ganzen Winter auf.
Auf ein Handwerk verlegen sich die Slaven West-Jstriens nur in äußerster Noth;
fremde Handwerker bauen ihnen Häuser und Stallungen, verfertigen die wenige Haus-
einrichtung und die nöthigen Gefäße, die Befchnhnng und Kleidung. Fleißige Arbeiterinnen
sind die Weiber, die nicht nur den Männern auf dein Felde und auf der Wiese helfe», die
Speisen bereiten, die häuslichen Angelegenheiten besorgen, sondern auch seit ihrer ersten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch