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Die Lebensweise der auf den Inseln lebenden Kroaten unterscheidet sich von dem
vorgeführten Bilde nur insofern?, als es neben den sehr fleißigen Landleuten auch etliche
Matrosen uud Fischer gibt, und daß die Weiber, besonders die von Cherso, die Schafwolle
nicht so sehr für das Hanstnch vorbereiten, sondern sie durchwegs zu Strümpfen und
Jacken sowohl für eigenen Gebrauch als auch für den Verkauf verstricken. Sowohl die
Männer als die Frauen auf der Insel Veglia tragen Anzüge aus Hausleiuwaud, die
Oberkleidung von schwarzer Farbe. Vielfach findet man bei den Männern noch breite
Hosen nnd einen kurzen, eugeu brauueu Rock. Die Weiber tragen Röcke und Mieder, auf
dem Kopfe eiueu Hut mit breite» Krämpen. Auf der Insel Cherso ist die Tracht ver-
schiedenartig, in einigen Orten besonders die weibliche recht malerisch. Die in einen Kranz
zusammengeflochtenen Haare bindet die Bewohnerin der Insel Cherso mit einem rothen
Kopftuch; sie trägt ein weißes Hemd mit gesticktem Ärmelbesatz, darüber eine rothe Weste
und einen kurze» buuteu Kittel, um den Hals drei bis vier Perleureiheu uud ein Rosmarin-
stränßchen auf der Brust.
Eiue ähnliche Beschäftigung wie die derJnfelbewohner finden wir bei den Bewohnern
der Ostküste der istrifcheu Halbinsel, in Bersec, Mos^enice, Lovran und Veprinac, wo die
Weiber das Feld bebauen, die Wolle zubereiten uud verarbeite«, während sich die Männer
größtentheils auf das Meer begeben. Die von Voloska und Opatija (Abbazia) waren
früher fast ausschließlich Matrosen; dies ist noch jetzt bei der Mehrzahl der Fall, während
die übrigen auf andere Weise dem täglichen Brod nachgehen. Unter den Kroaten Jstriens
findet mau die meisten Prosessionisten in Kastav (Castna). Doch ist dies nicht ihre aus-
schließliche Beschäftigung, sie sind beinahe durchwegs auch Ackerbauer. Freilich ist der
Boden, wo sozusagen jede Handvoll Erde ausgenützt wird, zwar gnt bebaut, aber steiuig
uud so karg bemessen, daß das Erträgniß kanm für ein halbes Jahr ansreicht und sie sich
daher auch mit Handwerken beschäftigen müssen. Ihr Fleiß und ihre Ehrlichkeit machen
sie allgemein beliebt; viele verdingen sich als Faßbinder, welche in Voloska die
Schiffe mit Weinfässern beladen und nach verschiedenen Gegenden West-Jftriens und nach
Dalmatien fahren. Daheim besorgen sie die schwierigeren Feldarbeiten nnd überlassen
die leichteren den Frauen und den Töchtern, die einerseits an Fleiß die Männer sogar
übertreffen, anderseits aber an Sonn- und Feiertagen so städtisch angezogen sind, daß
man in ihnen die Arbeiterinnen und Lastenträgerinnen der Woche kaum erkennt.
Auch die Karstbewohner, die sogenannten Tschitschen, sind aus demselben Grunde
auf andere Erwerbsquellen angewiesen. Während die Weiber die wenigen Thäler und
Dolmen bebauen, sind die Männer entweder Schafhirten oder Kohlenbrenner in den
Resten der Wälder. Die Kohle verkaufen sie in den Städten, vorzugsweise in Trieft und
in Fiume. Vier bis sechs, auch acht Stunden weit treiben sie ihre mit Kohlensäcken belasteten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch