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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Seite - 216 -
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216 als möglich angezogen, mit Blnmenstränßchen auf der Brust, auf der Kappe oder in der Hand, sieht man sie aus ihren zerstreut stehenden Weilern zur Pfarrkirche eilen. Vor und nach dem Gottesdienst begrüßen sie sich, Männer wie Frauen, gegenseitig mit Worten oder (besonders in Süd-Jstrieu) auch mit Häudedruck und Kuß. In der Kirche wohnen sie andächtig dem Gottesdienst bei, höreu mit besonderer Befriedigung die Epistel und das Evangelium, in einigen Gegenden auch Alles, was der Geistliche „nach uralter Sitte" in altslavischer, beziehungsweise kroatischer Sprache singt; sie merken auf die Predigt, die Vielen, besonders den Bejahrten beinahe die einzige geistige Nahrung ist. Des Lesens Unkundige halten in der Kirche den Rosenkranz in der Hand. Haben sie lesen gelernt, so bedienen sie sich am häufigsten des vom Bischof Georg Dobrila herausgegebenen Gebetbuches ,0tce duäi voha tvoja*. Die jetzige Jugend würde sich schämen, dieses Gebetbuch nicht zu haben. Sie bringen es schon auf irgend eine, wenn auch mechanische Art im Lesen so weit, daß sie dasselbe in der Kirche gebrauchen können. Ein einziges lesenskuudiges Mädchen genügt für ein ganzes Dorf, an Sonntagen leruen von ihr auch die anderen. Nach dem vormittägigen Gottesdienst verbleiben die Männer vor der Kirche oder sie versammeln sich auf irgend einem andern Platze im Ort, um den klic zu vernehmen, nämlich die Kuudmachuugeu der weltlichen Obrigkeiten, betreffend die Waldabsteckuugeu, Reeruteuaushebungeu und überhaupt Alles, was zur Gemeindepflicht gehört. Das ist dann der Hauptgegenstand des Tagesgespräches, der Erwägung uud Auseinandersetzung, zuweilen auch des Streites der betreffende« Bewohner. Viele kehren nach Hause zurück, um daun Nachmittags wieder zum Segen oder zur Vesper zu erscheinen. Die Entfernteren verbleiben im Orte, erzählen sich in der Regel auf öffentlichem Platze unter der Linde gegenseitig ihre Geschicke uud Mißgeschicke und erfahren die Tagesneuigkeiten aus dem Munde irgend eines Bürgers; eventuell verrichten sie ihre Angelegenheiten beim Pfarrer, bei der weltlichen Obrigkeit, wenn sich solche im Orte vorfindet, und ihre privaten Geschäfte. Einige gehen ins Wirthshaus uud erwarten daselbst die Vesper. Hier und da besteht die Sitte, deu Nachmittag Kugeln zu werfe», mit italieuischeu Karten „Briscola" oder „Tresette" zu spielen oder zu tanzen. Neugierige versammeln sich in der citnvmen oder um solche, welche die eiu für istriauische Kroaten in Trieft erscheinendes Blatt, oder die .Ltliuvst* lesen, welches Blatt gleichfalls in Trieft für Slovenen redigirt wird. In der öitavmLn (Lesevereine) erscheinen auch viele Landleute, um entweder ein schönes Lied, eine Declamatiou oder eine Rede anzuhören, überhaupt um das Herz zu bilde» und das Wissen zu bereichern oder auch der Unterhaltung wegen. Mit den Sonntagen sind häufig die Kirchtage und Jahrmärkte verbunden. Da finden sich Kaufleute aus nahen und fernen Städten ein; die Heimischen strömen von allen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Das Küstenland, Band 10
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Das Küstenland
Band
10
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.63 x 22.44 cm
Seiten
390
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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