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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Seite - 223 -
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223 Leben besiegelt. Bei dem Taufschinaus trinkt man der Wöchnerin und dem Kinde zu, welchem man wünscht, daß es gnt und des Großvaters, respective der Großmutter würdig werde; man heißt es Engel nud beschenkt es, wohin es gebracht wird. Auch die Wöchnerin kommt mit dem Kiude zum Tisch, daukt dem Pathen und sagt, auf das Kind zeigend: „Ohne dieses wären wir heute nicht so fröhlich". Sie genießt das Beste, was mau im Hause bekommt, und trinkt den beste« Wein. Einige Wochen bewegt sie sich in bloßen Strümpfen, ohne Schuhe, nur im Hanse herum ohne auszugehen; fühlt sie sich endlich stark genug, die Hausarbeiten zn verrichten, so begibt sie sich mit Geschenken znm Pfarrer, der sie segnet nud iu die Kirche einführt, wo sie einer Messe beiwohnt und zur Ehre der Mutter Gottes eine Kerze anzündet. Am charakteristischsten sind die Hochzeitsgebräuche. Mit dem achtzehnten Jahre tritt iu viele» Gegenden Jstriens der Knabe in den Kreis der reife» Jugend ein, um mit dieser das Dorf und namentlich die Mädchen vor der Jugend der Nachbardörfer zu schützen, Abends mit den Kameraden die Mädchen im Dorfe zu besuchen, mit ihnen, in Gegenwart der Eltern, zu plaudern, zu scherzen nnd zu singen. Um zu diesem Rechte zu gelangen, mnß er eines Abends die Dorfburschen bewirthen, sonst wird er, ertappt bei Mädchenbesuchen, wie ein unmündiges Kind behandelt und nach Hause geschickt. Diese Aufnahme iu deu Kreis der reifen Jugend wird in manchen Orten Bruderschaft genannt, und der neu Eintretende heißt von diesem Tage an „junger Bruder" uud erst später, wenn ihm ein älterer die Rechte und Pflichten auseinandergesetzt hat, „Bruder". Schon bei den erwähnte« Hausbesuchen oder bei sonst sich darbietender Gelegen- heit erwählt sich der Jüugliug seine zukünftige Gefährtin, am liebsten unter seinesgleichen, wie das Lied sagt: „Eiue Chersiueriu nimmt keinen Adeligen und ein Lnssinianer zieht eine Einheimische jeder venetianischen Dame vor." Seine Absichten gibt der Jüngling selbst dein Mädchen nicht kund, nnd früher geschah es sogar, daß die Mutter, wie auch das Volkslied lautet, ihre Tochter schon in der Wiege verlobte. Zuerst vertraut er sich seinen Eltern an, auf deren Zustimmung besonders gesehen wird, während diese wieder darauf achte», daß es ein Mädchen „gesunden Blutes und guter Mutter ist", denn, „wie die Mntter spinnt, so webt die Tochter", oder „beim Pferde sieht ma» auf den Gang, beim Mädchen auf deu Stamm", ob sie sich gut aufführt und fleißig arbeitet. Dann beginnt die Werbung, wobei wiederum die Eltern des Mädchens vorzugsweise auf „gesundes Familien- blut" achten. Die ersten Schritte unternimmt meist irgend eine alte entfernte Verwandte des Jünglings nnd untersucht von der Seite das Terrain. Fällt dies nach ihrer Meinung günstig aus, so begebe» sich einige ältere Verwandte, in der Regel der Oheim oder auch der Vater ms Haus des Mädchens, um direct anzufragen. In einigen Gegenden komme» Soiltttags die Freiwerber zu Pferde uud fragen vor dem Hause, ohne abzusteigen, an.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Das Küstenland, Band 10
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Das Küstenland
Band
10
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.63 x 22.44 cm
Seiten
390
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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