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fand sich später i» der Verlassenschaft des gewesenen Professors Resch in Innsbruck vor,
welches Professor Franz Miklosich in Wien im Jahre 1860, gleichfalls mit cyrillischen
Lettern, veröffentlichte. Wo und wie die übrigen Theile dieses glagolitischen Werkes verloren
gegangen sind, weiß Niemand zu berichten.
Das glagolitische Schristthum war, wie erwähut wurde, in den früheren Jahr-
hunderten auf den Jnfelu des Quarnero sehr verbreitet, nnd es finden sich noch gegenwärtig
viele glagolitische Manuskripte auf denselben vor. Vor Allem verdient die Kirche von
Vrbenik auf der Insel Veglia wegen der in ihr noch vorhandenen sechs glagolitischen
Mannseripte, nämlich zweier mit herrlichen Initialen, von welchen wir hier eine Probe
bringen, geschmückten Missale und von vier Brevieren genannt zu werden. Das eine
Missale stammt aus dem Jahre 1456, das andere aus dem Jahre 1463; die Breviere
sind im XIV. Jahrhundert geschrieben worden. Außer den angegebenen Manuskripten
besitzt die Kirche das Fragment eines Breviers, das dem XII. Jahrhundert zugeschrieben
wird. Fragmente einer kirchlichen Schrift aus demselben Jahrhundert sind im Besitze des
Domherrn Petris iu Veglia, von welchen eines Johann Bereie in sein im Jahre 1864 in
Prag herausgegebenes altslovenisches Lesebnch aufgenommen hat. Anßer Vrbenik besaßen
auch Castelmuschio (Omisalj) und Dobrinj auf der genannten Insel glagolitische Missale,
welche später in die Bibliothek der Propaganda nach Rom übertragen wurden. Das eine
wnrde im Jahre 1387, das andere in der Zeit von 1435 bis 1450 geschrieben.
Solche kirchliche Mannseripte waren auch auf der Halbinsel Jstrien verbreitet. So
findet sich in der Hofbibliothek in Wien eine von dem Geistlichen Peter Frasie in Lindar
bei Mitterburg geschriebene Erläuterung des Psalterinm (saltir) aus den: Jahre 1463
und ein im Jahre 1368 vom Kuez Novak, einem Ritter (palaee viwz) des ungarischen
Königs Ludwig, geschriebenes Missale, das im Jahre 1405 für die Kirche der heiligen
Helena und des heiligen Peter in Nngla angeschafft wurde.
Das Alter der augeführteu Manuskripte, der Umstand, daß es ein glagolitisches
Evangelienbuch, der sogenannte "lexts du sacre war, auf welches die französischen Könige
ihren Krönungseid in Rheims ablegten, sind jedenfalls geeignet, das Glagolitische mit
dem Ansehen hoher Ehrwürdigkeit zu umgeben, zumal Papst Jnnoceuz I V. im Jahre 1248
deu Gebrauch desselben beim Gottesdienst neuerdings bestätigt hatte. Es war daher
natürlich, daß bald uach der Erfindung der Buchdruckerkunst glagolitische Druckereien
eingerichtet wurde». Die erste entstand in Venedig.
Diese Stadt war nämlich nach dem Verfall der serbischen nnd bosnischen Macht
uud uach der Unterjochung dieser Länder durch die Türken gleichsam der Mittelpunkt der
serbokroatischen Bestrebungen in Kunst und Wissenschaft geworden. Schon dreißig Jahre
uach der Erfindung der Buchdruckerkunst, im Jahre 1483, wurde das erste glagolitische
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch