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Staatseinkünfte, im Handel und in der Industrie vorschlugen. Auf die Einladung des
Fürsten Kauuitz und des Grafen Firmian begab sich Carli im Jahre 1765 nach Wien,
wo ihm Kaiserin Maria Theresia einen sehr schmeichelhaften Empfang bereitete und ihm
sodann die Leitung der Lombardei anvertraute. In dieser Stellung zeigte er sich als
ausgezeichneter Reformator auf dem Gebiete der Verwaltung, was ihm auch vou Seite
Josefs II. große Ehre» eintrug. Es ist hier uicht der Ort, von seinen zahlreichen
historischen, politischen und wirthschaftlichen Schriften zu reden; wir wollen mir diejenigen
erwähnen, durch welche er seine Bedeutung für die schöne Literatur erwies. Eiu frühreifes
Talent, hatte er im Alter von kaum zwölf Jahren ein Drama „Meualcas" geschrieben,
welches mit Beifall in Capodistria ausgeführt wurde. Später veröffentlichte er als Resultat
seiner tiefen Studien über die autikeu Dichter und Tragiker eine interessante Schrift über
den „Geist der antiken und modernen Tragödie"; er ließ eine beifällig aufgenommene
Tragödie, „Jphigenie in Tauris" drucken, welche an mehreren Abenden im Jahre 1774
in Venedig aufgeführt wurde, und übersetzte mit großer Genauigkeit die Theogouie des
Hesiod und die wichtigsten Scenen der Jphigenie des Enripides. Die capodistrische
Akademie der „Auferstandenen" (klisorti), die in jener Zeit ihre höchste Blüte erreicht
hatte, rühmte ihn mit vollem Recht als ihre schönste Zierde.
Ein bedeutender Schriftsteller, der sich eines schönen Rufes erfreute, war der Marchefe
Girolamo Gravisi aus Capodistria, ein Zeitgenosse Earlis. Schon im Alter von fünfzehn
Jahren wurde er zum Mitglied der Akademie seiner Baterstadt ernannt, später zu dem
der Akademien von Urbino, Rovigo, Belluno, Padua uud Görz.
Wichtige historische Untersuchungen über das österreichische Küstenland wurden —
um nur einige der hervorragendsten Forscher zu nennen — angestellt von Bartolomeo
Vergottini ans Parenzo, Andrea Bonomo aus Trieft, Bartolomeo Giorgini aus
Albona und Francesco Almerigotti aus Capodistria.
Als Dichter that sich unter Anderen Giuseppe Bonzio aus Capodistria hervor,
dessen ,?c>esie lirieke« nach seinem Tode zusammen mit denen seines Mitbürgers Dionisio
Gravisi (im Jahre 1771) veröffentlicht wurden. In ihnen offenbart er sich als Nachahmer
Chiabreras oder Meuziuis; sie besitze» eiueu großen poetischen Werth, Natürlichkeit und
sind von wahrem Gefühl beseelt, welches sie zu einer anziehenden Lectüre macht. Ein
anderer Dichter, der lobende Erwähnung verdient, ist Vincenzo Ricci aus Pingnente,
Verfasser vortrefflicher Sonette nach dem Muster der Classiker. Semem Mitbürger Marcello
Marchesini verdanken wir eine Anzahl von Melodramen, die für das Theater San
Carlo in Neapel geschrieben wurden, uud eine gute Übersetzung des Hvrazischen Gedichtes
„ve ai-to poetie^. Lorenzo Siucich aus Pareuzo verfaßte viele lateinische Elegien und
das Gedicht „Die Stephaueis" Ltklanei<Is).
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch