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verschiedener Formenausprägung, namentlich unter dem Einfluß dreier verschiedener
Banperioden entstanden sind. Drei mächtige Reiche haben, jedes in seiner Art, ihrem
einstigen istrischen Besitz ein an hervorragenden Monumenten bis auf unsere Tage
reichendes werthvolles Vermächtniß hinterlassen, das dem Lande zur uuvergleichlicheu
Zierde wurde. Die römischen und byzantinischen Bauten illustrireu die Geschichte des
Landes in glänzender Weise, ihnen schließen sich die venetianischen an, die in überwiegender
Zahl und vielfachen Zwecken entsprechend die Physiognomie der meisten Städte bestimmen,
ohne an Monumentalität die früheren Bauten zu erreichen.
Die romischen Bauwerke Polas wnrden schon oben gewürdigt. Das Amphitheater,
der Tempel des Angnstus und der Roma, der Bogen der Sergier geben im Verein mit
den Ruinen des Dianatempels, der Porta gemina, dem Thor des Herkules und vielen
anderen Bauresten eine Vorstellung von der einstigen Bedeutung der Stadt und der
baulichen Thätigkeit, welche die Römer hierher übertrugen. Auch auderwärts iu Jstrien
sind römische Baureste erhalten, namentlich hat Parenzo noch deutliche Spuren der
römischen Zeit in den Unterbauten zweier Tempel, des Mars und Neptun, bewahrt; selbst
im Innern des Landes stößt man auf Fragmente von Bauwerken verschiedener Art, welche
den römischen Einfluß bezeuge».
Doch müssen wir uns mit diesen Andeutungen begnügen und gehen zu jenen Werken
über, welche unter dem Einfluß der, wie es scheint, in Jstrien sehr früh festwurzelnden
christlichen Lehre entstanden. Die Zahl jener Baureste, welche auf die einstige Existenz
altchristlicher Kirchen an der Küste hinweisen, ist keine geringe; viele dieser Basiliken
wurden später umgebaut oder wesentlich verändert, andere sind völlig zerstört und nur
ihrem Namen nach bekannt. Glücklicherweise blieb von allen diesen selbst in ihrer theilweisen
Unigestaltung noch interessanten Bauwerken doch eines noch vollständig erhalten. Es ist
dies der Dom von Parenzo. Er gehört in seiner gegenwärtigen Gestalt der Zeit der
byzantinischen Herrschaft an, als Parenzo nnter dem Exarchate von Ravenna stand, und
darf als eines der hervorragendsten Werke dieser auch für Jstrien bedeutsamen Stil- und
Geschichtsperiode bezeichnet werden. Es gibt wenige altchristliche Kirchen, die ihre volle
ursprüngliche Anordnung so rein und anschaulich erhalten haben wie der Dom von Parenzo.
Man hat es hier mit einer Reihe von Baulichkeiten zu thun, die sämmtlich den Anfor-
derungen der Kirche und des Cultus entsprachen nnd eine Vorstellung von der Disposition
der altchristlichen Kirche mit allem Zngehör geben.
In einer Langachse aneinander gereiht sind das Baptisterinm, das Atrium uud die
Kirche und endlich der wahrscheinlich erst im XV. Jahrhundert an das Baptisterinm
angebaute Thurm. Man betritt jetzt die ganze Anlage durch eiu Südthor des Atriums.
Dieser Vorranm der Kirche, von quadratischer Grnudform, ist in der Mitte offen uud wird
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch