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von vier Säulenhallen umgeben, die nach dem Mittelraum gekehrt sind. Die Säulen mit
ihren Bogen, an jeder Seite drei Arkaden bildend, und die Eckpfeiler sind zum Theil in
ihrem alten Bestände, zum Theil an ursprünglicher Stelle erneuert erhalten. Unmittelbar
an die Westseite des Atriums stößt das Baptisterium, während diesem gegenüber, also
im Osten an das Atrium anschließend die Kirche folgt. Das Baptisterium ist achteckig,
mit Nischen an den Innenwänden versehen und zeigt noch in der Mitte die Piscina,
das vertiefte Becken zur Vornahme der Taufe durch völliges Untertauchen des Täuflings.
An Baptisterium und Atrium schließt sich nun in einer Laugachse mit den früheren
angeordnet die Kirche an. Sie ist eine dreischiffige Bafilica, deren Schiffe in eine größere
Mittelapsis und zwei den Dimensionen der Seitenschiffe entsprechende kleinere Seitenapsiden
enden. Es muß gleich hervorgehoben werden, daß die Basilica in Parenzo mit ihren
zugehörigen Baulichkeiten sowohl in der Gesammtanlage wie im Detail der Architektur
volle Verwandtschaft mit deu Basilikeu Raveuuas hat. Das Basilikeuschema ist hier im
Sinne der byzantinischen Ausgestaltung durchgebildet. Die Kirche hat kein Querschiff, die
Hauptapsis ist innen rund, außen sechsseitig gebildet, und zwar so, daß eine Ecke in die
Mittelachse fällt, die Seitenapsiden liegen in der Mauerstärke, sind innen rund, treten aber
außen nicht in Geltung. Zwei Reihen von je nenn Säulen mit darüber aufsetzenden Rund-
bogen trennen das hohe Mittelschiff von den niedrigeren Seitenschiffen und tragen die
über die Seitenschiffdächer hinausragenden Hochmauern. Drei Thüren mit byzantinischen
Umrahmungen führen aus dem Atrium in die drei Schiffe der Kirche. Der Eintretende
wird sofort gefesselt von der Größe und Schönheit des Raumes, wie auch von der Pracht
edlen Materiales. Die Säulenschäfte sind durchweg aus grauem Marmor, die Eapitäle,
reich seulptirt, zeige» ausgesprochen byzantinische Formen, wie sie in ähnlicher Weise in
S. Vitale in Ravenna uud in Constantinopel vorkommen; sie sind sehr verschiedenartig
gestaltet und durchweg mit einem Kämpferstücke versehen, das nach dem Mittelschiffe das
Monogramm des Bischofs Euphrasius trägt. Der prächtigste Theil aber der ganzen
Anlage, welcher in der vortrefflichen Erhaltung des ursprünglichen decorativen Schmuckes
eine Vorstellung geben mnß von dem edlen Reichthum des ganzen Jnnenraumes, ist die
Hauptapsis mit ihrem Wandschmuck und dem Hanptaltarbaldachin. Hier sind noch, im
Halbkreise sich herumziehend, die alten Steinsitze für die Priester vorhanden, in deren
Mitte sich über Stufen der Katheder des Bischofs erhebt. Über diesen Sitzreihen zieht sich
an der Wand der Nische bis zn den Fenstern reichend ein über zwei Meter hoher Streifen
hin, der in eine Anzahl senkrechter Felder getheilt ist, welche in reicher ornamentaler Aus-
führung eine Flachdecoration bilden, die unter Verwendung der edelsten farbigen Marmor-
sorten und großer eingelegter Perlmuscheln eine unvergleichlich edle Zier bilden. Man hat
es hier uicht mit Mosaikarbeit im vollen Sinne dieser Technik zn thun, sondern mit in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch