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Formen geschnittener Steinintarsia, die sicherlich noch als eine Technik aus römischer Zeit
gelten darf und auch in ihren Kunstformen diese Abstammung verräth. Über diesem
geschlossenen Waudstreiseu sind alle übrigen Theile der Apsis mit figuraleu und ornamen-
talen Darstellungen in Mosaik bedeckt. Einen besonderen Schmuck der Apsis bildet endlich
der sich über dem Altar erhebende Baldachin.
Die Gesammtwirkuug dieser Apsis mit ihrem Cibvrinm, den Priestersitzen, Marmor-
nnd Mosaikbekleidungen ist eine außerordentlich farbige uud prächtige, dabei der Localität
entsprechend eruste uud würdige. Es kann dieser Theil des Innern der Kirche in seiner
guten Erhaltung eine Vorstellung geben von der einfügen Pracht des ganzen Raumes,
zumal es sicher ist, daß sich diese Decoration nicht blos auf die Apsis beschränkte. Wie das
Innere prangte auch die Außenfronte der Kirche, so weit sie sich über dem Atrium erhebt,
in musivischem Schmuck. Leider ist hier die Zerstörung unter dem Einfluß der Witterung
eine so weitgehende, daß die meisten Theile der Decoration, die die ganze Fläche zwischen
den Fenstern und bis zum Giebel hinaus bedeckte, herausfielen, dem Beschauer eine nur
dunkle Vorstellung des einst Gewesenen hinterlassend. An die linke Seitenapsis der Kirche
schließen sich noch eine Anzahl kleiner Räume an, welche in fünf Apsiden enden; es ist dies
die S. Andreaskapelle oder das sogenannte Martyrium, das sicherlich gleichzeitig mit der
Basilica der Bestimmung des Cultus entsprach.
Über Alter uud Eutstehuug unserer Basilica haben die Untersuchungen der letzten
Jahre überraschende Resultate gebracht. Tiefgrabungen im Innern der Kirche und nördlich
derselben, im anstoßenden Garten, haben die einstige Existenz zweier unserem Ban vorher-
gehender Kirchen erwiesen. Man stieß in dem genannten Garten in einer Tiefe von
1 80 Meter ans einen herrlichen Mosaikboden, der einer kleinen Basilica angehörte, die in
das II. Jahrhundert versetzt wird; diese wäre die erste Kirche an dieser Stelle, ihr folgte
nach dem Mai-Edict Eonstantin des Großen eine zweite Basilica von gleicher Lage uud
Größe wie die gegenwärtige. Die Grabungen im Innern der Kirche haben auch auf den
Mosaikboden dieser zweiten Kirche geführt uud selbst auf die Schwellensteine der Eingangs-
thüren vom Atrium her, die 0 85 Meter unter den heutigen liegen. Die gegenwärtige
Basilica wurde unter Bischof Enphrasins im VI. Jahrhundert erbant und dürfte dieser Zeit
auch der reiche Schmuck der Apsis angehören. In dieser Zeit wurde auch anschließend an
Baptisterinm und Atrium ein größeres Oratorium errichtet, dessen Anlage noch in den
Unterbauten des bischöflichen Palastes deutlich nachzuweisen ist.
Trotz der Verunstaltungen und mannigfachen Schäden, welche die Kirche von
Parenzo namentlich an ihren ursprünglichen Fenstern und Decken erfahren hat, bildet der
gefammte Gebäudecomplex von Thurm, Atrium, Baptisterinm, Basilica, Oratorium uud
Martyrium und im Verein mit den älteren herrlichen Mosaikböden, wie dem später noch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch