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zu erwähnenden Cauvuicate dennoch ein Ganzes von seltener Großartigkeit und Erhaltung.
Dem unschätzbaren Monument, das wir iu Pareuzo keimen lernten, ist kein nachfolgendes
in Jstrien erhaltenes an die Seite zu stellen. Eine Anzahl Kirchen des Landes geben
aber Zeugniß, daß die Bauthätigkeit im ersten Jahrtausend keiue geringe gewesen sein
kann; man stößt an verschiedenen Orten Jstriens auf basilikale Bauten, welche aber in
den seltensten Fällen ihre ursprüngliche Form unverändert erhalten haben. Sie sind
zumeist iu späterer Zeit auf alteu Fuudameuteu uud selbst uuter theilweiser Verwerthung
alter Werkstücke neu aufgebaut, uud dies iu der Regel uicht zum Vortheil ihrer Gefammt-
erscheiuuug. Hierher gehört der Dom von Pvla, eine dreifchiffige Sänlenbafilica mit zu
jeder Seite zehu stumpfspitzbogigeu Arkadeu. Die Apsiden sehleu, auch das Querschiff läßt
sich nur vermuthen. Die Capitäle sind theils römische, theils byzautiuische, theils solche,
die dem fünfzehnten Jahrhundert entsprechen. Die alte Kirche soll im Jahre 857 erbaut
worden sein, wurde aber 1379 von den Genueseu zerstört, wonach die gegenwärtige im
XV. Jahrhundert zur Ausführung kam. Im Presbyterinm stieß man vor wenigen Jahren
auf den ursprünglichen Mosaikboden. Fast völlig zerstört sind die Kirchen S. Maria iu
Cauueto und S. Michele in Monte in uud bei Pvla. Besser in ihrem ursprünglichen
Bestände erhalten ist die Basilica in Mnggia, ein dreischisfiger schlichter Pfeilerbau mit
rundem Mittel- und geradem Seitenschiffabschluß, Atrium uud Nartex. Das Presbytern»»
ist durch Schränke», bestehend aus Steinplatten mit ornamentalen aus Flechtwerk gebildeten
Rändern gegen die übrige Kirche abgeschlossen, auch ist noch eine sehr alterthümliche
Anibo», über Säulen sich erhebend uud mit dem zugehörigen Lesepult, Vorhände». Diese
Gesammtaulage mit der geuauuteu Kanzel reicht ihrer Entstehung uach über das erste
Jahrtausend nicht herauf uud ist dadurch iu ihrer Art besonders werthvoll. In S. Lorenzo
del Paseuatico, uuweit Pareuzo, befindet sich eine einfache Sänlenbafilica mit drei Apsiden,
bei der noch zum Theil die aus Flechtwerk gebildeten Steingitter der Fenster erhalten
sind. Bei der Besprechung der Bauwerke Jstrieus dürfen wir aber auch die beiden Inseln
Cherfo und Veglia nicht vergessen. Beide weisen in den allerdings meist verfallenden
Banwerken ihrer Hauptorte auf eine läugstvergaugeue bedeutende Blütezeit zurück.
Vielerlei Fuudstückeu römischer Provenienz reihen sich Baulichkeiten der altchristlicheu uud
venetianischen Zeit au, die in Form uud Ausführung mit jenen der Westküste von Jstrien
verwandt sind. Ei» »ur mehr als Ruine erhaltenes höchst merkwürdiges Bauwerk ist die
alte Kathedrale in Ossero. Sie war eine sechsschiffige Sänlenbafilica mit drei halbkreis-
förmigen Apsiden, die vielleicht aus der Vereinigung mehrerer Kirchen entstand wie dies
beispielsweise auch für den Dom von Trieft und für S. Michele in Monte bei Pvla
anzunehmen ist. An diese Kirche ist jetzt als siebentes Schiff die Kirche S. Maria angebaut,
die manches alte Scnlpturfragmeut enthält, das hier Verwerthung fand; wir erwähne»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch