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Unter den Kirchen, die hierher zählen, muß zuerst der Dom von Capodistria
Erwähnung fiudeu. Der geräumige dreischiffige Bau ist das Werk verschiedener Stil-
perivden. Dies macht sich schon in der Fa^ade geltend, welche bis zu ihrer halben Hohe
in gothischen Formen des XV. Jahrhunderts, im oberen Theile aber in Renaissaneesormen
des XVI. Jahrhunderts ausgeführt wurde. Die Verwerthung dieser beiden Stilarten an
einer Fa^ade hat au einem venetianischen Bau nichts Auffallendes uud es wäre an der
Wende der beiden Stile durchaus nicht unmöglich, daß ein und derselbe Banmeister das
Ganze ausführte. Die sonst kahlen Langseiten der Kirche sind mit Thüren versehen, deren
Umrahmungen die edelsten Renaissanceornamente in Relief ausgeführt zeigen. Das Innere
der Kirche, ein mächtiger Pfeilerbau in schönen Verhältnissen, trägt mit seinen strengen
dorischen Pilasteru, Gebälken mit Triglyphen n. s. w. einen ernsten, aber recht nüchternen
Charakter. Es wnrde nach Abtragung der älteren, zu den Umfassungsmauern gehörigen
Sänlenbasiliea von dem venetianischen Ingenieur Giorgio Vasari 1714 ausgeführt.
Die Dome Pirauos und Rovignos mit ihren hochaufragenden Campanilen sind
große Kirchen, welche ihrer herrlichen Lage auf weit ins Meer vorgeschobenen Terrasseu-
bauteu einen mächtigen Eindruck verdanken; doch sind ihre Bauformeu einfach und von
geringem Werthe die Campanile, wie zumeist in Jstrien, redneirte Nachbildungen der
Torre di S. Marco in Venedig. Auch diese Kirchen stehen an der Stelle älterer Bauten
und sind zu ihren Seiten, wie auch beim Dom von Capodistria noch die Baptisterien mehr
oder weniger umgestaltet erhalten. Die letztere Stadt bewahrt hinter dem Dom das kleine
Kirchlein S. Giacomv, einen gothischen Backsteinban mit reizvollem an der Fa;ade über
Eonsolen vortretendem Thurme. — Ein stattlicher Frührenaissancebau ist der Dom von
Ossero, namentlich ist seine mit Marmoreinlagen geschmückte Fa^ade ein charakteristisches
Werk dieses Stils. Als Baumeister wird Giorgio Orsiui genannt, als Bauzeit 1465 bis
1498. — Pirano hat im Franciscanerkloster einen einfachen Kreuzgang mit Bogen über
dorischen Säulen und schönem Eingangsportal. Die dazugehörige Kirche enthält einige
schöne Decorationsstücke der Frührenaissance, welche den venetianischen Einslnß in
günstigster Weise zu erkeuueu gebe«. Die Seiteukapelle daselbst mit einem Altargemälde
des Earpaecio ist als ein Theil des Seitenschiffes in der Form eines kleinen Eentralbanes
gebildet, der reich mit schönen Ornamenten geschmückt ist. Bis vor kurzem wareu die Theile
der Architektur, wie Pilasterschäste, Eapitäle, Gebälk und Bogenstücke verstreut in der Kirche
da und dort vermauert und verwerthet; sie bilden, nun wieder vereinigt, den würdigsten
Rahmen für das werthvolle Gemälde. Auch die Kanzel, eine hübsche Arbeit aus Holz,
verdient genannt zu werden.
Zu den schönsten decorativen Anordnungen und Kircheneinrichtungsstücken müssen
aber jene im Dom von Veglia zählen. Es bezieht sich dies namentlich auf die Chorbalustrade
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch