Seite - 274 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Bild der Seite - 274 -
Text der Seite - 274 -
274
und Weiß gekleidet, mit Kronen oder Gefäßen auf Polstern in den Händen; zwischen den
Fenstern sieben Leuchter, als die sieben Leuchter des Tempels zu Jerusalem, die sieben
Geister Gottes und dergleichen gedeutet; zu oberst aber iu der Giebelfläche Spureu eines
Christus in der Glorie mit Eugelu und Heiligenfiguren. Fragmente von Heiligen (Elias,
Matthäus, Andreas und Petrus) sowie auf Lotosblumen knieende Engel zeigt anch der
Schmnck auf dem Presbyterium, durch farbige Spiralen in Zonen abgetheilt.
Aber auch von der byzantinischen Tafelmalerei dieser Epoche sind in Jstrieu
einige, allerdings unbedeutende Denkmäler erhalten. Im Dorfe Brestovizza bei Herpelje
im Bezirk Capodistria wurde vor weuigeu Jahren eine Tafel von circa 0 5 Quadrat-
meter aufgefunden, welche den Heiland am Grabe und einige Heilige darstellt. Vielleicht
war der in lateinischen Majuskeln genannte Meister Zafnra einer von jenen griechischen
Künstlern, welche nach der Einuahme vou Coustautiuopel durch die Veuetianer unter
Dandolo (1203) sich iu die Fremde flüchteten. (Der Name Zafiri oder Cazafura lebt heute
uoch im Lande.) In der Kapelle der Mutter Gottes zu Cherso sieht mau eines jener
Madonnenbilder, deren Typus seit dem Concil von Ephesus (431) im Orient sich festgesetzt
hatte, eine Maria mit dem Kinde auf Goldgrund, von branner Carnativn, mit einem
Kreuz auf der Stirne und zu beiden Seiten des Hauptes mit deu griechischen Majuskel»,
die sie als „Mutter Gottes" charakterisireu. Eine byzantinische Madonna mit dem Kinde
und dem heiligen Josef findet sich anch in der St. Nikolauskirche uächst Lussiu graude,
eine andere, von guter Arbeit, im Miuoriteukloster zu Capodistria.
Mittlerweile betritt Italien in Malerei und Plastik neue Bahnen; der rege Verkehr
der Landschaften unter einander, die Wanderungen der Künstler, beide im Verein tragen
die gewonneneu Erruugeuschaften uach den entlegensten Orten im Machtbereich italienischer
Cultur. Was aus dieser Zeit bis tief in das XV. Jahrhundert hiueiu an Wand- und
Tafelgemäldeu in Jstrien sich findet, trägt bei einer nüchternen Auffassung im Allgemeiueu
betreffs der Details alle Merkmale des Jugeudalters der Kunst an sich — Fehlerhaftigkeit
und Unsicherheit in der Zeichnung, Mühe uud Fleiß in der Ausführung sowohl des
Figürlichen als anch des Ornamentes. Den untersten Rang dürften in dieser Beziehung
die in der Kirche zu Muggia vecchia uach Beseitigung der Tünche zu Tage getretenen
Malereien einnehmen, ein heiliger Basilius im griechischen Bischofsornat und ein heiliger
Christophorus: Figureu unbeholfen uud roh, so zu sageu iu eiufacheu Umrissen ausgeführt.
Dasselbe gilt auch für einige Pafsionsdarstellungen im Local der Bruderschaft zu Jsola,
allerdings viel spätere« Datums, ««schriftlich im Jahre 1474 vou Piero da Capodistria
ausgeführt, ursprünglich in Wasserfarben an die Bretterwand gemalt, später überfirnißt,
gegenwärtig stark verdunkelt. Freier iu der Behandlung, wenn auch mangelhaft in der
Zeichnung und eintönig in der Farbe sind die Wanddecorationen in der Kapelle der alten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch