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Charakter, den übrigens auch die Pfosten an den Seitenthüren des Doms von Capo-
distria, sowie die reich ornamentirten Pfeiler im Franciscanerkloster zn Pirano nicht
verlengnen. Im XVI. Jahrhundert entwickelt die Bildhauerei Venedigs, namentlich nach
dem Auftreten Sansovinos, die Tendenz zu dekorativer Pracht. Aus dieser Epoche stammt
der geschnitzte Altar mit der Vorderseite aus gepreßtem und
vergoldetem Leder in der St. Annenkirche zu Capodistria, des-
gleichen ebendort der Thürklopfer am Palazzo Tacco, Venns
Anadyomene, umgeben von Putten, welche auf Delphinen reiten.
Ferner wären als hierher gehörig zu neuuen: der hübsche, reich
verzierte Orgelchor in der Marienkirche zu Buje (1500), sowie
ein silbernes Kreuz mit Heiligenfiguren und das üppig decorirte
Tabernakel von 1543 im Dom von Mitterburg. Schließlich
erlag auch die veuetiauische Plastik den Formen des Barokstils.
In Jstrien kann man dies ersehen an dem mit den Statuen der
Heiligen Frauciscus nnd Antonius geschmückten Grabmal der
Familie Brutti im Dom von Capodistria (1696), an dem großen,
vortrefflich geschnitzten Lesepult zu Jsola (1636), an den alten, in
der Fa^ade des Stadthauses zu Pirauo eiugemauerteu Wappen,
an einzelnen Scnlptnren im Besitz der Conti Rota daselbst,
endlich an den von den Mönchen selbst angefertigten Holz-
schnitzereien der circa acht Kilometer von Mitterburg gelegene»
Abtei San Pietro in Selve. Schwerfällig und roh sind die
Thürklopfer au den Häusern Borisi und del Bello in Capodistria.
Inzwischen verbreitete sich der Stil Louis XIV. in Europa
von Frankreich her, das in seiner Kuustentwickluug seine nationale
Eigenthümlichkeit stets gewahrt hatte und iu der Plastik auch dein
übermächtigen Einfluß Michel Augelos und Berninis niemals
völlig nnterlegen war. Die Merkmale des Stils LouisXIV. weisen
in unserem Lande die vortrefflich gezeichneten und geschnitzte«
Stühle in der Sacristei des Doms von Pirano, ferner das
Portal und der Orgelchor im Dom von Bnje, endlich zwei vergoldete Stühle im Dom
von Moutoua. Die eleganten Chorstühle zn Jsola, der mit geschmackvoll grnppirten Engel»,
Blumen nnd dergleichen verzierte Rahmen in der Kapelle del Rosario zn Pirano, ein
wahres Kleinod der Holzschneidekunst, die Marmorfiguren der Tugenden am Tabernakel
zu Ossero und ein Crucifix am Seiteualtar des Doms von Lnssin piccolo sind Arbeiten
im Stilcharakter des XVIII. Jahrhunderts. Ihnen reihen wir die aus Carraramarmor
Pfeiler-Ornament aus Stein
in der Franciscanerkirche zu
Pirano (1501).
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch