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Die ausschließlich der Karstform angehörende Gebirgsregion enthält im nord-
östlichen bis südöstlichen Abfall noch ziemlich ausgedehnte und gut geschlossene Wälder,
deren Erhaltung wohl hauptsächlich dem Umstand zuzuschreiben ist, daß dieselben bis in
die neueste Zeit einen Bestandtheil der Herrschaften Castelnuovo, Castua, Mitterburg,
Mahrenfels und anderer bildeten und fast ausschließlich mit Rothbuchen bestockt sind,
deren Holz für den Schiffbau nicht geeignet ist, während die Verwerthung als Brennholz
in Hinblick auf den kostspieligen Transport für die Besitzer nicht lohnend war. Deßhalb
behielten diese Wälder, obwohl sie mit den Einsorstungsrechteu der angrenzenden Ort-
schaften belastet waren, dennoch bis vor wenigen Decennien durchwegs deu Charakter des
Hochwaldes. Als aber ein Theil derselben wegen geringer Rentabilität von den Herrschafts-
besitzern an die Gemeinden verkauft, eiu anderer Theil infolge der Servitnten-Ablösnng
an die Eingeforsteten abgetreten wurde, begannen die neuen Besitzer die vorhandenen
Holzvorräthe rücksichtslos auszubeuten und theils als Brennholz, theils als Kohle in die
nahen Städte Trieft und Finme zu bringen, ohne dabei thatsächlich mehr als den
ortsüblichen Taglohn zu verdienen nnd zum Nachtheil ihrer sonstigen Geschäfte. Aus
Bequemlichkeit und Mangel an technischen Hilfsmitteln wurden nur junge Bäume gefällt,
von den starken Stämmen aber blos die Gipfel und Äste abgehauen. Hierzu kommt noch
der Übelstand, daß einige der an die Gemeinden abgetretenen Waldcomplexe von denselben
an die nutzungsberechtigten Insassen derart vertheilt wurden, daß jeder der letzteren zehn
bis zwanzig weit von einander getrennte, sehr schmale aber lange Waldstreifen erhielt,
während die Weidenutzung gemeinschaftlich verblieb. Infolge dessen sind die Wälder des
Gerichtsbezirkes Castelnuovo mit wenigen Ausnahmen in einer Weise verwüstet worden,
daß ihr gänzliches Verschwinden und die Verkarstung des Bodens zu befürchten war.
Die in neuester Zeit erfolgte Bestellung staatlicher Forstaufsichtsorgane läßt jedoch
bereits einen Umschwung zum Besseren bemerken. Die systematische Bewirthschaftung der
irrationell vertheilten Wälder wird aber erst nach zweckmäßiger Commafsirnng des Wald-
besitzes möglich sein.
Günstiger gestalten sich die Verhältnisse in den Wäldern des Gerichtsbezirkes
Volosca, wo insbesondere die Gemeinden Castua und Veprinaz ihre bedeutenden anein-
andergrenzenden Hochwaldkomplexe von zusammen 5.000 Hektar nicht der Willkür der
einzelnen Insassen überlassen haben, sondern als Gemeindeeigenthum in eigener Regie
bewirthschaften. Auch wurden in jüngster Zeit für dieselben Wirthschaftspläne in
Wirksamkeit gesetzt und geprüfte Förster angestellt. Leider ist infolge des geringen Werthes
des Rothbuchenholzes die Rentabilität der Wälder eine äußerst geringe, weshalb man
gegenwärtig darauf bedacht ist, Nadelholzbäume heranzuziehen. Daß übrigens letztere
einst auch hier bestanden haben, wird durch aufgefundene Wurzelstücke und Kohlen, sowie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch