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in den angrenzenden Privatforsten noch zahlreiche Exemplare der Korkeiche (Ouercus sudsr),
deren Korkschichte alle 8 bis 10 Jahre losgelöst nnd für Fischereizwecke verwendet wird;
zn Pfropfen ist dieselbe wegen großer Porosität nicht geeignet. Endlich verdient noch der
namentlich zwischen Lovrana und Volosca zahlreich wachsende Lorbeerbaum Erwähnung,
dessen Blätter eiueu lohnenden Ausfuhrartikel bilden, während die Früchte zu officiuellen
Zwecken Verwerthung finden.
Das Gebiet der Stadt Trieft enthält, abgesehen von dem als Park benützten
Stadtwald Farneto und den in letzter Zeit vorgenommenen künstlichen Anpflanzungen, mir
einige mit Eichen, Blumeneschen und Hopfenbuchen schütter bestockte Niederwälder, deren
Holzzuwachs wegen des mageren Bodens und der zur Erhaltung des zahlreichen Vieh-
standes der bäuerlichen Bevölkerung unentbehrlichen Streugewinnung ein sehr geringer ist.
Hauptsächlich war es die durch Jahrhunderte andauernde rücksichtslose Ausnützung der
Gemeindegründe, welche den einstigen Waldbestand theils ganz vernichtet, theils auf
schlechtwüchsiges Buschholz reducirt hat. Das Gebiet besteht derzeit zu eiuem Drittheil aus
kahlen, nur spärliches Gras producirenden Karstöden, deren Umwandlung in Wald oder
in natürliche Wiesen jedoch keiner besonderen Schwierigkeit unterliegt, da das Gestein an
der Oberfläche meist locker ist uud zwischen demselben sich immerhin noch hinlänglich Erde
befindet. Daß auf diesem steinigen flachgründigen Boden übrigens anch ein hochstämmiger
Wald gedeihen kann, beweisen einzelne kleine im Privatbesitz befindliche Hochwaldreste,
namentlich aber der an 300 Hektar messende Wald des k. und k. Hofgestütes Lippizza,
welcher, seit 300 Jahren gepflegt, durchwegs aus hochstämmigen, mitunter prächtigen
Eichen und anderen Bäumen besteht, während rings um denselben der kahle, baumlose Karst
sein häßliches Antlitz weist. In neuester Zeit ist eine entschiedene Wendung zum Besseren
eingetreten, da sich Stadtvertretung und Regierung der Sache angenommen haben und es
gelungen ist, auch bei der Bevölkerung selbst den Sinn für die Wiederbewaldung zu
wecken. Vor ungefähr dreißig Jahren begann die Vertretung der Stadt, Versuche mit
künstlicher Saat und Pflanzung auf einige,? kahlen Karstgründen zu machen, welche wegen
mangelnder Fachkenntnisse und Erfahrnng allerdings mißlangen, in der Folge aber in
fachmännischer Weise mit besserem Erfolge fortgesetzt wurden. Auf diese Weise siud von
der Gemeinde Trieft auf dem Karstplateau des Stadtgebietes 15 einzelne Wäldchen im
Flächenmaße von zusammen 117 Hektar angepflanzt worden, welche heute bereits
geschlossene Bestände von fünf bis zehn Meter Banmhöhe bilden.
Die voranstehenden beiden Bildchen zeigen den Kontrast zwischen einem künstlich
bewaldeten und einem noch kahlen Karstgruude.
Wenn ringsum die Bora wüthet, so daß kein Wagen die Straßen ungefährdet
paffiren kann und selbst Menschen nur mit Mühe vorwärts kommen, das Weidevieh sich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch