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daß in der Gegend des heutigen Monte Gargano, von welchem angefangen seichte Stellen
noch immer die Brücke andeuten, welche Apnlien mit der gegenüberliegenden illyrischen
Halbinsel verband, das einstige Nordufer zu suchen ist. Mit der Überflutung dieses
nördlichen Gebietes, dessen flaches Meer noch heute sich auffallend von dem jonischen
Meere mit seinen Tiefen unterscheidet, hängt vermuthlich auch die Bildung der meisten
dalmatinischen Inseln, das heißt die Ausfüllung verschiedener, zwischen den westlichen
und östlichen Erhebungen des Kreidekalkes bestandenen Einfenknngen durch Salzwasser
zusammen. Als älteste Bildungen des Landes erscheinen die Eruptivgesteine bei Kuiu und
auf Lifsa. Ihnen folgen die Trias-Schichten an der Zermanja bei Vrlika und vereinzelt
hier und dort, besonders unter dem Velebit und westlich von Sinj. Dann kommen der
Kreidekalk, schließlich die verschiedenen eoeänen Ablagerungen und Allnvial-Schichten, wie
iu der Ebene von Dernis, nördlich des Vrana-Sees, bei Nona und Jmoski.
Eine ganz andere Mannigfaltigkeit enthüllt sich, wenn man das landschaftliche
Element, wie es sich in Klima, Pflanzenwuchs und Farbenwirkung darstellt, in Betracht
zieht. Während man in dem östlichen Hochland an den Zuflüssen der Eikola oder Eetina
durch Landschaften schreitet, welche sich wenig von dem Aussehen vieler süddeutschen
Gegenden unterscheiden, gemahnt so manches Schaustück an der Küste von Ragusa oder
Easteluuovo an die Küstenbilder Sardiniens uud Siciliens. Die Grenzlinie zwischen der
mitteleuropäischen und Mittelmeer-Flora erscheint in manchen Gegenden Dalmatiens sehr
nahe an einander gerückt. Dort saftgrüne Wiesen, Obsthaine, lebendiges Wasser, Saat-
felder, Buchenwipfel, hier Ölwälder, Dickichte von Erdbeerbäumen, baumhohen Haide-
kräuteru, Myrtheu, auf den nackten Felsen Agaven, in Gärten Zwerg- und Dattelpalmen,
freistehend uud unbedeckt revolata und Citronen-Bäume, weite Thäler ausgefüllt
und überschattet von hochstämmigen Johannisbrot-Bäumen.
Fast ebeuso deutlich zeigt sich der Unterschied des Klimas. Dort oben in der
Gegend des Ursprungs der Cetiua bei Vrlika und Dernis während des Winters häufiger
Schueefall, das Auftreten von Nebeln, ein spätes Frühjahr, welches erst im April beginnt,
ein mit dem November eintretender Winter, hier unten am Meere seltener Schneefall, der
sich mitunter nur im Zwischenraum von mehreren Jahren zeigt, starke Regengüsse um
die Zeit der beiden Tag- und Nacht-Gleichen, unbedeutende Abkühlung der Temperatur
während der Nacht, Beginn des Frühjahrs mit der Mitte des Febrnar, des Winters mit
dem Anfang des December, heitere, meist regenlose Sommer, deren Hitze durch Brisen,
welche je nach der Örtlichkeit aus verschiedener Richtung wehen, gemildert wird.
Diese letzteren Gegenden insbesondere sind es, deren Schaustücke eiue sich mit jedem
Jahr steigernde Anzahl von Fremden einladen. Nirgends im Gebiete des Mittelmeer-
beckens gibt es Landschaften, welche sich mit diesen Küsten und ihrer Inselwelt in grellem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch