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jenes Forstes, welchem einst die Venetianer so viel Holz für ihren Schiffbau entnahmen
und aus dem sie auch deu Türken für ihre Flotte eine bedeutende Schenkung machten.
Man bemerkt in der Schlucht, durch welche zeitweilig der erwähnte, meist versiegte Bach
herabkommt, Überreste von Stau- und Schwemiuvorrichtnugeu. Dieselben bilden eiuen
merkwürdigen Gegensatz zu der starren Felsenwüste, als welche sich der größte Theil der
Berghänge erweist. Manche dieser Hänge bergen Höhlungen, welche im Sommer von den
Insassen vou Starigrad, Zeleue uud anderen Uferansiedluugeu bewohut werdeu, die sich
sammt ihren Herden, zu denen leider anch viele waldfeindliche Ziegen gehören, während
der heißen Jahreszeit aus dem Berge aufhalten.
Das reinliche Städtchen Obrovazzo liegt an der fischreichen Zermanja, welche hier
jenes Spangrün zeigt, das den träg fließenden Karstwässern eigen ist. Trabakeln und
andere kleine Fahrzeuge liegen in dem tiefen Wasser, in welchem sich der Salzgehalt des
Meeres schon bemerklich macht. Sie sind durch die See vou Novigrad hereingekommen.
Von Obrovazzo ab steigt die Straße abermals, um die gegen Karin sich hinziehende
Hochfläche zu gewinnen. Kann man die Landschaft am Velebit als bedeutungsvoll für den
dalmatinischen Typus erklären, so ist dies nicht minder die Ebene, die zwischen hier nnd
Zara liegt. Wir haben hier eine Haide vor uns, über deren fernen südwestlichen Rand die
blauen Berge der Juselu aus dem uusichtbareu Meere hervorragen. Eine solche Landschaft
sieht im Winter einsam und öde aus. Auch im Sommer erhält sie sich das Kennzeichen
einer feierlichen Große und Ruhe, aber der Sonnenbrand entlockt dem vielen Strauchwerk
den Hauch feiuer flüchtigen Öle, der schier betäubend die in Hitze flirrende Luft durchzieht.
Vor Karin ist Gelegenheit zu einem Blick in die See von Novigrad mit ihrer alpen-
haften Umrandnng gegeben, ein Bild, mit dessen Eindruck manches vielgerühmte Wasser
in den Hochgebirgen nicht wetteifern kann. Manchmal ist der Grund mit Steiutrümmeru
bedeckt, eiu echter Karstboden, manchmal ziert ihn der blaßrothe Asphodill oder beschatten
ihn die immergrünen Steineichen, die häufigsten und am meisten in die Augeu fallenden
Bäume dieses Landstrichs. Nicht selten neigt sich anch der Feigenbaum mit seine» breiten
Blättern gegen die Erde oder es legt sich der Rebstock über die Steine hin.
Endlich erscheint auf einer Halbinsel (künstlich zur Jusel gemacht) riugs vom blauen
Meer umgeben Za ra (das „weiße Zadar", gelblich anzusehen im Gegensatz zu all der
Farbengrellheit, von der es in Meer, Berg und Haide nmriugt ist). Zara, die Hauptstadt
Dalmatieus, birgt eine große Eisterne, welche unter dem Namen „die fünf Brunnen"
(i eiinjus?<Z2?i), als ein Meisterstück venetianischer hydraulischer Baukunst bekannt, die
Stadt mit Trinkwasser versorgt. Wenige Städte Dalmatiens haben eine so einförmige
Umgebung. Das Bedeutungsvolle der Landschaft ist flaches Karstfeld, von unbedeutende«
Bodeuauschwelluugeu unterbrochen. Der Velebit gibt ihr einen mächtigen Hintergrund,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch