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Tolerv aus. Die Bildungen eocänen Sandes, welche von Tran ab bis hierher den schmalen
Streifen zwischen dem Meer und dem Gebirge bildeten und auf denen öl und Wein in
Fülle gedeiht, brechen hier mit einem Mal ab und es tritt wieder der nackte Kreidekalk
zu Tage. Nur einige armselige Hirtenhütten stehen auf dem öden Gestein. Wer sich
dort auf das Meer begibt, der wird bald die gelben schwimmenden Schaninblasen sehen,
welche die Narenta ins Meer hineingeschwemmt hat, dann die verschiedenartige Farbe des
Wassers, und wenn er zur Mündung des trüben Flusses komnit, wird er die Seelilien im
Schilf sehen nnd die mit Sumpfpflanzen (meist 5uner>s aeutus) bedeckten, von Schildkröten
bewohnteu Schlammiuseln — ein Bild, welches sonst in diesem Felsenlande nirgends
wieder vorkommt. Wir können hier eben dieser Absonderlichkeit wegen etwas ausführlicher
verweilen. Nirgends ist ein so ausgesprochener Gegensatz zwischen der Berglehne und dem
Ufer als hier am untersten Lanse der Narenta, etwa in der Gegend von Komin-gorni.
Auf den Hängen ist nichts zu sehen als Palinrns, der südliche Stechdorn mit seinen aus-
gesperrten, stachligen Ästen, zu rundlichen Büschen zusammengehäuft, uuteu aber sind licht-
blaue Sümpfe, hier und da ein armseliges gelbes Haus mit Strohdach, von Leuten
bewohnt, welche einen nicht geringen Theil des Jahres über am Fieber leiden, hier und
da ein Ölbanm, der noch mitten zwischen den Seirpns-Binsen Wurzel zu fassen im Stande
war, hinter ihm das Segel eines Fischers, der seine Netze nach Aaleil auswirft, magere
Schafe, die auf einem Damm weiden, und von draußen, aus der lebendigen Salzflut
herein noch die Kuppen der Inseln.
Bei Nacht bietet dieses Netzwerk von Wässern, welches jetzt lange nicht mehr so
verzweigt ist als früher, besonders anziehende Schaustücke. Dauu leuchten nicht selten die
Feuer von Scheitern der Strandkiefer oder Meerföhre oder von den Ästen des Wachholder-
banms auf deu Barken der Fischer am weichen Schlammnfer. Weithin glänzen sie durch
die stockfinstere Nacht, bald aber fällt ihr Schein auf das Gezappel silberiger Fische, die
in schweren Netzen heraufgehoben werden. Es erhellt der Schein das klare Wasser bis zum
Grund hinab und derjenige, welcher vorgebengt bei der leisen Fahrt über den Rand der
Barke schant, späht in das geheimnißvolle Treiben auf dem Grunde. Jäh saust die vier-
zackige Gabel (k'iocina) hinab, sie hat sich in einen Fisch eingebohrt, der vom Glänze wie
betäubt sich dem Verfolger nicht zu entziehen wußte. Im nächsten Augenblick liegt das
Thier zappelud auf dem Boden der Barke. Mild weht der Seehauch, kaum hörbar
plätschern winzige Wellen am Ufer, die Fläche ist glatt und die Fischer im blntrothen
Licht der von Harz genährten Flamme erscheinen als wundersame Eindringlinge in diese
Finsterniß der Wässer.
Es ist oft gesagt worden, daß sich das Absonderliche oder Anziehende häufig im
Widerstreit mit dem Nützlichen befinde. So kauu mau auch hier behaupten, daß die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch