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Höhen des Biokovo die herrlichste Rundschau des Landes. Die Seefahrer, die sich nach
Ruhe sehnen, haben sich mit Recht in der bunten Landschaft dieser einsamen Halbinsel
niedergelassen. Man sieht da ihre Landhäuser, die ihnen zum letzte« Ankerplatz ihres
bewegten Lebens geworden sind. Und daneben stehen die Cypressen, die Pistacien, die
Mastix- und die Erdbeerbänme, die Lorbeeren und die hohen Oleander, die Agaven und
das Schalmeienrohr. Dann kommen wieder, insbesondere im Südwesten, lange, öde
Strecken felsiger Küste, kahl nur hier und da von lleUcki-ysum oder Wolfsmilch bedeckt,
auf den Höhen hier und dort auch spärlichen Niederwald bergend. Außer Niederwald,
welcher für den freien Pflanzenwuchs der Halbinsel bezeichnend ist und iu welchem besonders
öuniperus ardors» auffällt, gibt es auch Anpflanzungen von Schwarzkiefern und Stein-
linden, insbesondere in der Nähe von Orebic, wo die meisten in Ruhestand getretenen
Schiffseapitäne leben. Johannisbrotbänme, Kermes-Eichen und Pflanzungen von Platt-
erbsen zeichnen insbesondere die Umgebung des Monte Vipera aus. Das beste Bild der
Einöde gewinnen wir in der Vorstellung, daß hier schlimme Räuber Hausen — allerdings
nicht Männer, sondern Schakale, und zwar insbesondere in der Umgebung des Vor-
gebirges Gomena. Es ist dies außer mancher Örtlichkeit Griechenlands die einzige Gegend
in Europa, in welcher sich diese Goldhunde sehen lassen.
Das Landschaftsbild von Sabbioncello wäre nicht vollständig, wenn man nicht der
Landzunge gedächte, durch welche die Halbinsel mit dem gegenüberliegenden Festland
znsammenhängt. Dort liegt der alte Bischofssitz Stagno, die dreieckige Stadt, schon dnrch
seinen Namen an flache Sumpfgründe erinnernd. Gleichwohl gedeihen hier Ölbänme und
Reben auf das üppigste. Man nützt dieselben dadurch aus, daß man das Meerwasser
hineinleitet und es alsdann in Flächen, welche durch kleine Erhöhungen abgetheilt siud,
verdunsten läßt, wobei sich das Kochsalz in Krystallform absetzt. Die Landenge ist nicht
viel über einen Kilometer breit. Man hat mitunter daran gedacht, sie der Schiffahrt zu
Liebe zu durchstechen. In der That würde der Verkehr nicht nur zwischen der Narenta
und dem südlichen Dalmatien, sondern auch die Schiffahrt zwischen den nördlichen Häfen
und den Bocche nicht unerheblich erleichtert und abgekürzt werden, wenn der Umweg über
die Vorgebirge und Inseln herum erspart bliebe.
Die Strecke von Sabbioncello bis gegen Ragusa hinab, dessen Berge nunmehr
unsere Aufmerksamkeit anziehen, zeigt nun wieder die gewohnte Reihe von Küstenbildern.
Mehr als vom öden Strand werden die Augen vom Spiel der Wolken ans den Graten
des steilen Gebirges angezogen. Hier kommt schon der Schneeberg Snieznica, von Alt-
Ragusa veeckia), in Sicht.
Mit dieser Landschaft sind wundersame Sagen verknüpft. Kadmos, der Erbauer
und erste König der hochberühmten'Stadt Theben, hatte allerlei Abenteuer überstanden,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch