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Man kann die ganze Küste herab die Bemerkung machen, daß die slavischen Namen
der Örtlichkeiten und Inseln sich meist mehr an die von den Griechen und Römern
gebrauchten Bezeichnungen anschließen als die italienischen. So erkennt man in Kerk das
alte Kurikta leichter als in „Beglia"; in Trogir das alte Tragnrium eher als in „Tran";
in Hvar das alte Pharia leichter als in „Lesina", so auch hier vor Ragusa iu Lapad
die elaphitischen Inseln eher als in Jsola di Mezzo. Wie aus diesen Tonen noch ein
Anhauch von Griechenland und seinem blauen Jnselmeer uns berührt, so auch tritt uns
der Geist jenes Südlaudes iu Bäumeu uud Felsmasseu, iu Flüsseu uud iu Strandstücken
allenthalben entgegen.
Wenn man von Ragusa iu das Zupa(Breuo)-Thal hiuausgeht, wenn mau zur
Ombla pilgert, Malfi oder das Val di Noce besucht oder soustwo die altersgraue Stadt
verläßt, so mahnen den Spaziergänger die hochstämmigen Lorbeeren, der klafterhohe
Rosmarin uud die Mastixbäume, der Johannisbrot- und der Ölbanm an jene Ufer, von
welchen aus die Götter- und Heldensage ihre weiten Kreise bis an diesen einst barbarischen
Strand zogen.
Kann man Dalmatien von Tran ab an allen jenen Nserstellen, an welchen Baum-
und überhaupt Pslauzeuwuchs geschont worden ist, für eine Landschaft erklären, in welcher
das Aussehen des Strandes von einer der Inseln, etwa in den Cykladen oder Sporaden,
sich iu das Bild eiues Karst am Meere vordräugt, so ist das Omblathal dasjenige Schau-
stück, iu welchem sich diese Bermengnng von Morgen- nnd Abendland dem von Norden
Kommenden zum ersten Mal sehr deutlich vorstellt.
Ein interessantes und echtes Karststück ist die mächtige Quelle der Ombla, eines
flaschengrünen, in einem großen Quirltümpel aus unbekannten Hohlräumen aufsteigenden
Bergstroms, welcher uns hier als eine Zusammenfassung mehrfacher ganz ähnlicher
Wassererscheinungen im nördlichen Karstgebiete, wie etwa des Timavo bei Dnino zu
gleicher Zeit vor die Augeu tritt. Wie bei diesem fehlt auch hier das plötzlich auftretende
Banmleben, das hohe Wachsthum der Wipfel, welche durch deu Hauch der kühleu Flut
erfrischt werden, nicht, uud ebensowenig die menschliche Betriebsamkeit, welche hier wie
dort in Gestalt von Mühlen sich alsbald der zum nahen Meere vordrängenden Flntnng
bemächtigt.
In nächster Nähe aber enthüllt sich die Farbenwelt des Morgenlandes. Man sehe
in einem Garten im Frühjahr die Meuge von Traubenhyacinthen, Meerzwiebeln, Gold-
wurz uud betrachte draußeu auf den verwahrlosten Hängen den Thymian, die Kermes-
eicheu, den Sandbeerbaum, deu eiue Mauusgröße weit überragenden Rosmarin, über
Mauern die blaßrothen Blütensträuße des Judasbaums, des türkischen Ergavan, welcher
dort im Morgenland seine farbigen Blumenblätter auf die Grabhügel der Friedhöfe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch