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fallen läßt, und man wird finden, daß hier die Stelle ist, ans welche sich die Worte des
Dichters anwenden lassen:
Herrlich ist der Orient
Übers Mittelmeer gedrungen.
Niemals wird Jemand einen Gang vergessen, welchen er etwa vom Pillethor
Ragnsas nach den Ploee hin oder an die Küste bei San Giaeomo machte im Angesicht
des Meeres, welches dort bis unter die bethürmten Manern hin mit seinen Schaumkreisen
vordringt. Da dehut sich vor uns die blaue tief aufgewühlte Flüche aus, über welche uuter
sonnigemHimmel der Maestro dahin saust, der Schönwetterwind. Silberne Spitzen züngeln
an den dunklen Eilanden hinauf, draußen schwanken blendende Segel. Zwischen die
Scoglien hat sich besonnter Nebel eingelegt, aber Alles weit und breit funkelt und silber-
füßig wandelt Amphitrite, Lichtdreiecke zurücklassend, über die Meere. Trotz Sonneuglauz
schwebt der bleiche Mond hoch oben im Blauen, draußen aber, am weiten Gesichtskreis
liegt die lange Linie einer Rauchbank, die irgend ein entschwundenes Dampfschiff zurück-
gelassen hat. Dann sieht man die Fischersegel sich znr Küste wenden, anf deren Felsen alle
Stunden eine andere Farbe liegt, und hinter ihnen her Möven und andere Vögel des
Meeres. Sie hoffen ihren Antheil an der Beute, wenn die Netze herausgezogen werden
nnd manches unnütze Stück verschmäht in die Wellen zurückfliegt.
Einen grelleu Gegensatz zu dem schönen Wachsthum an mancher Küstenstelle in der
unmittelbaren Umgebung der Stadt bietet eine Örtlichkeit wie etwa die Felsenumrandung
der Tabaecaria oder weiter hinab zu um die Grotte des Maguus Betes. Hier ist kahler,
von Stürmen und Salzstaub zerfressener, mürber Fels, eine Strandwildniß, in deren
Klüfte sich vielleicht ein Aseet, der von der Welt nichts mehr sehen will, zurückziehen mag,
oder eine jener Robben,' wie sie, allerdings immer seltener, von Zeit zn Zeit zwischen
diesen Felsen ihre Zuflucht suchen.
Wenn es einmal in Österreich-Ungarn so Gepflogenheit des wohlhabenden Mittel-
standes sein wird, sich der Wohlthaten zu erfreuen, welche südliche Sonne und Luft an
den heimischen Meeresküsten spenden können, wie dies anderwärts geschieht, so wird man
aus dem Innern des Reiches zu gewissen Jahreszeiten mächtigen Zuzug an diesen Strand
wahrnehmen. Dazu ist eine Eisenbahn nothwendig. Kann man sich des Schienenweges
bedienen, so wird man hierher fahren, um dem Frühling entgegenzugehen, sich den
milden Herbst zu verlängern oder auch einen Winter in sonniger Luft uud im Pflanzen-
hauch zuzubringen. Auf dem Festland wird man drei Gegenden bevorzugen, deren Winter-
wärme sich in der angegebenen Reihenfolge steigert. Es werden dies sein: die Riviera
zwischen Trau uud Spalato, dauu die Umgegend von Ragusa und die vou Casteluuovo.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch