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genießen. Nach dieser Richtung sind besonders die Ortschaften Oltre, der Sonntags-
Ansflngsort der Zaratiner Bürger, und St. Enfemia zu nennen. Im Süden ist bekanntlich
der Sinn für Naturschönheiten weniger entwickelt und während der Wiener z. B. froh
ist, einen schönen Frühlingssonntag im Freien zuzubringen, blieb der Dalmatiner zumeist
in den engen Gassen seiner Vaterstadt. Seitdem sich aber durch die Dampfschisfahrt der
Verkehr unter den Inseln gehoben hat, ist dies anders geworden und von Mai bis
September durchkreuzen gegenwärtig jeden Feiertag schmucke Dampfer und zahlreiche
Segelbarken den einladenden Kanal von Zara, um Hunderte von Bürgern jeder Kategorie
nach Ugljan zu führen. Wenn aber Ugljan von der Ferne durch seine zahlreichen Dörfer,
Kirchen und Häuser recht anziehend aussieht, so erwarte man ja nicht, an Ort und Stelle
das zu finden, was ein steirischer oder oberösterreichischer Sommeraufenthaltsort reichlich
bietet. Immerhin erscheint der Ausflug nach dem Westen der Insel lohnend. Wenn wir
bei Oltre landen, bemerken wir zahlreiche Gärten mit Spuren einer Liebhaberei für
Blumen und edlere Gewächse. Jenseits der bebauten Felder erstreckt sich das Dorf und
nun führt ein Fußsteig bergan ins Innere der Insel. Fanden wir auf den anderen Inseln
nur baumartige Gewächse und Reben vor, so bieten hier hellgrüne Getreideanlagen eine
angenehme Abwechslung dar. Auf der Westseite herrscht aber wieder die Gestrüpp-
formation vor, am Ufer von Schlammfeldern unterbrochen, welche die hochsteigende Flut
zurückläßt. Aus der Mitte der Insel erhebt sich der steile Berg S. Michele, dessen Gipfel
eine verfallene mittelalterliche Schloßruine krönt. Von hier aus beherrscht das Auge die
ganze Strecke von Sebenico bis zum Monte Ossero mit den darin befindlichen Inseln
und Klippen.
Von den Felseninseln, die um Sebenico herumliegen, möge nur das olivenreiche
Morter besonders erwähnt werden, welches sich dem Festland so weit nähert, daß es mit
ihm durch eine Drehbrücke verbunden werden konnte. Auf beiden Seiten der Brücke dehnt
sich die Ortschaft Stretto (Enge) aus.
Wollte man unter den dalmatinischen Inseln eine geographische Theilung vor-
nehmen, so könnte die nördliche Gruppe bei Sebenico ihr Ende finden. Erst bei Solta
und Bna beginnt die Gruppe der größeren, vegetationsreicheren Inseln. Auch die
geographische Lage ist von nun an eine verschiedene. Während von Cherso und Lussin aus
bis Zuri und Zlarin die Hanptaxe der größeren Inseln immer von Nordwesten gegen
Südosten gestreckt ist, ziehen sich die nunmehr folgenden fast genau von Osten gegen Westen
in die Länge; nur Solta macht noch eine Ausnahme.
Gegenüber von Spalato und Almissa liegt Brazza, die breiteste aller dalmatinischen
Inseln, im Süden davon die längste, Lesina, welche mit jener den Canale di Lesina
bildet. Vom Festland ist Brazza durch den Canale di Spalato und Canale della Brazza
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch