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zu entschädigen, ließ ihn Julius Nepos zum Erzbischos von Salona ernennen, behielt aber
immer ein wachsames Auge ans ihn. Doch anch Jnlins Nepos, so ernst, bescheiden und
mild er war, behauptete sich nicht lange. Denn als sein Beschützer Kaiser Leo starb (474),
berief dessen Nachfolger Leo der Jsanrier die Flotte, ans welche sich Nepos stützte, von
Navenna ab nnd überdies empörte sich Orestes, der neue Befehlshaber des fremden
Söldnerheeres, gegeu Nepos, der iu Rom ohuehiu als Seudliug vou Byzauz nicht beliebt
war. Orestes sollte das Heer gegen die Westgothen nach Gallien führen, aber statt dessen
führte er es gegen den Kaiser selbst. Nepos wurde am 28. März 475 zu Raveuua über-
rascht, mußte dem Orestes weichen und schleunigst ein Schiff nach Dalmatien besteigen, um
wenigstens die Freiheit zu rette».
In Dalmatien erkannte man Nepos auch fernerhin als rechtmäßigen Herrscher an
und er selbst gab die Hoffnung uicht auf, wieder anf den weströmischen Thron zu gelangen,
zumal Kaiser Zeno in Byzanz diesen Plan begünstigte nnd der Skyre Odoaker, der
inzwischen den letzte» römische» Kaiser Roiimlns Augustulns gestürzt hatte, statt den
Haisertitel anzunehmen, sich von Nepos den Titel eines „Patriciers" ertheilen ließ. Selbst
der Ostgotheukönig Theodorich erbot sich, Nepos mit Waffengewalt in Rom einzu-
setzen, aber Zeuo lehnte dies ab, da er durch eine neue Überflutung Italiens mit fremden
Völkern dein Nepos in den Augen der Jtaliker nicht schaden wollte. Doch die Hoffnungen,
in deueu Nepos schwelgte, vernichtete der Erzbischos Glyeerius von Salona, der die ihm
zugefügte Schmach uicht vergessen hatte und für feiueu Racheplau zwei Vertraute des
Nepos, die Grasen Vietor und Ovida gewann. Tiefe lauerten dem arglose» Nepos auf uud
erschlugen ih» am 5. Mai 480, als er sich aus seinem Landgute bei Salona (in Spalato?)
besaud. Italienische Geschichtsschreiber nehme» daher das Jahr 480 als das Ende des
weströmischen Kaiserreiches an. Der eine der Mörder, Ovida, legte sich den Titel eines
„Königs von Dalmatien" bei. Aber Odoaker unternahm sofort einen Zug wider ihn,
schlug und tödtete Ovida und vereinigte auch Dalmatien wieder mit Jtalieu, wozu es
staatsrechtlich gehörte.
Damals lebte einer der größten Kirchenlehrer, Hieronymus, deu Dalmatien mit
Stolz zn seinen besten Söhnen zählt. Geboren wurde dieser „Löwe der christliche»
Polemik" im Jahre 331 zu Str idon, eiuer Stadt, dereu Lage strittig ist, die aber jeden-
falls an der Grenze Dalmatiens gegen Pannonien hin lag. Als Sohn eines reichen Vaters
frühzeitig nach Rom geschickt, nm den damals üblichen Studien obzuliegen, durchwanderte
Hiervnymus uach deren Vollendung Gallien und den römischen Theil Germaniens und
hielt sich sodaun in Aqnileja längere Zeit auf. Im Jahre 373 entschloß er sich, den Orient
zu besuche», bereiste Kleinasien und nahm in den Sandwüsten Syriens das Mönchs-
gewand (374). Iu Autiochia ließ er sich uuter der Bedingung zum Priester weihe» (379),
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch