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das; cr Mönch bleiben dürfe, durchzog dann Judäa und eignete sich in Bethlehem voll-
kommen die hebräische Sprache an. Nachdem er vorübergehend nach Rom zurückgekehrt
war <M2), durchreiste er Egypte» und die Wüsten der Thebais, »voraus er sich bleibend
in Bethlehem niederließ, wo er eine Herberge für die Pilger erbaute. Hier übersetzte er
das alte Testament aus dem Chaldäische» ins Lateinische (die „Pnlgata") und versah es
mit Commentaren. Die Einnahme Roms dnrch Alarich machte auf ihu eiueu so tieseu
Eindruck, daß er lauge Zeit hindurch nichts als weinen konnte. Noch als neunzigjähriger
Greis dictirte er seine Polemiken, bis er am 30. September 420 dem Alter erlag. Vou
deu Katholiken wird er als der Landespatron von Dalmatien verehrt.
Von den Wirren der Völkerwanderung entwirst der heilige Hieronymns als Angen-
zenge gegen das Ende des IV. Jahrhunderts folgendes Bild: „ Schon seit zwanzig Jahren
verwüsten Gvthen, Sarmateu, Onadeu, Alaueu, Huuueu, Vaudaleu und Markvmauueu
»unnsgesetzt uud plündernd Daeien, Thraeien, Makedonien, Dardanien, Thessalien, die
beiden Epirus, Achaja, Ta lmat ien nnd beide Pannonien. Man sieht sogar Bischöse
gemordet oder in die Sklaverei geschleppt, geschweige denn die Niedere» des Volkes; man
sieht edle Matronen und geweihte Juugsraueu eutehrt, ermordet die Priester uud andere
Diener des Altars, die Kirchen niedergerissen oder in Pferdeställe umgewandelt und die
heiligen Reliquien zerstampft. Mit einem Wort: Alles ist voll Seufzer uud Wehklage»
und nirgends sieht man etwas anderes als den schauderhaften Anblick des Todes, und so
geht das römische Reich zu Grunde. Die Gegenden Jllyriens, Dalmatien inbegrissen, liegen
unbebaut, habeu keine Bewohner nnd keine Hausthiere, sondern bedecken sich mit Wäldern
und Dorngestrüpp." — Ja, der Geburtsort des heiligen Hieronymns selbst, Stridon,
wnrde vou deu Barbaren gleich bei ihren ersten Einsällen dem Boden gleichgemacht.
Die ersten Gothen- und Alanenscharen kamen nm das Jahr 395 nach Dalmatien.
Ob sie sich uur mit Raubeu und Plündern begnügten oder ob sie auch Städte zerstörten,
das kauu bei der Mangelhastigkeit der Quellen nicht mehr entschieden werden. Wenn auch
das Vorgehen der Gothen in Griechenland für das letztere zengen würde, so scheint doch
das eigene Interesse der Barbaren dagegen zu spreche», da ja Jllyrien deu Gotheu über
lasse» uud Alarich zum Oberfeldherrn (vux) in diesem Lande ernannt wurde (403).
Der Gotheustnrm ging also verinuthlich ziemlich glücklich an Dalmatie» vorüber,
aber bald nahten die viel furchtbareren Hunnen, welche sich nm die Mitte des V. Jahr-
hunderts in der uugarischeu Tiefebene festgesetzt hatten, nnd nach dem Untergang des
hunnischen Reiches begannen wieder die Einfälle germanischer Stämme, der Sneven,
Gepideu, Longobarden nnd Ostgothen.
Ein kurzer Stillstand in der Leidensgeschichte Dalmatiens, welches zu Eude des
V. Jahrhunderts, mit Ausnahme der befestigten Orte nnd der Inseln, sast ganz me»sche»leer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch