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stellen, vielfach miteinander verwechselt wurden. Diejenigen Slaven, welche in der zweiten
Halste des Vl. nnd im Ansang des VII. Jahrhunderts Talmatien heimsuchten, gehörten zum
weitverbreiteten Stamm der Slvvenen uud wareu damals vvu deu Avaren
abhängig, arbeitete« sür dieselbe», bauten ihnen ihre Schisse aus der Save uud Tvnan
und nahmen an alle» ihre« Raubzügen den hervorragendsten Antheil, da sie die große
Masse des avarischen Heeres bildeten.
Belisars Secretär Prvkvpins meldet uns schvn zum Jahre 549, zu einer Zeit
alsv, wo Totila die Gothen in Italien zu neuem Kampfe aufmunterte, das erste verheerende
Vordringen der Slaven durch Jllyrienm bis nach Durazzo. Im Jahre 551 setzten wiederum
3.000 Slaven über die Touau und wütheten nngestraft unter der Bevölkerung Jllprienins
nnd Thraeieus. Ähnliche Scharen zogen im nächsten Jahre über die bosnischen Berge nach
Talmatien uud überwinterten sogar auf römischem Grnnd nnd Boden. Im Jahre 568
entsandte der avarische Khau Baian 10.000 Slaven zur Verheerung Dalmatiens uud 582
soll er eiu Gleiches gethan haben.
Stürmischer wurde jedoch der Andrang der Avaren und Slaven an der Wende des
Jahrhunderts. Etwa zum Jahre 598 wird uns ein Einfall der Avaren ins nördliche
Talmatien gemeldet, bei welchem sie zuerst die Stadt Bankeis oder Ba lca einnahmen
und zerstörten, überdies aber noch vierzig römische Burgen verwüsteten. Wenn die erstere
Lesart die richtige ist, so könnte man jene Stadt im heutigen Benkovic östlich von Zara
suchen; sollte sich aber die letztere bewähren, so dürfte es mit Biel iua iu der Bukovica
östlich vou Benkovie identisch sein, denn letzterer Ort wird von Constantin Porphyrogeneta
als Burg Norddalmatiens genannt. Ans dein Bericht über diesen Einfall erhellt, daß
die Avaren von nnn an die Verwüstung Dalmatiens gründlich betrieben und daß damals
die meisten römischen Ansiedlnngen vom Erdboden verschwanden, nm nie mehr ans
den Ruinen zu erstehen. Trotzdem ersehen wir aus dem uns bekannten Briefwechsel der
Päpste mit den dalmatinischm Bifchösen, daß bis znm Ausgang des VI. Jahrhunderts noch
ganz georduete kirchliche Zustände daselbst bestanden, da wohl vom üppigen Leben der
dortigen Prälaten, aber nicht von feindlichen Bedrängnissen die Rede ist. Erst im Juli 600
spricht Papst Gregor I. dem Erzbischos Max imns von Salona über die von den Slaven
erduldeten Drangsale sein Beileid aus und äußert sich mit Beforgniß für die Znknnft,
da sich die Slaven schon durch Jstrieu den Zugang «ach Italien zu eröffnen suchten.
Vorderhand also hatten die Avaren nnd Slaven ihr Augenmerk auf Jtalieu gerichtet uud
ließen Dalmatieu durch ein Jahrzehnt in Ruhe.
Die schwache Regierung des Kaisers Phokas mnß den Barbaren Thür nnd Thor
ins byzantinische Reich geöffnet nnd die Grenzlande der unheilvvllsten Verwüstung über-
lasseil haben. Coustautiu Porphyrogeneta, unsere Hauptquelle für diesen Zeitabschnitt,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch