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Lodovico Manin nach Dalmatien drang, eilten 12.000 Mann dalmatinischer Landmiliz
zur Vertheidigung der Lagunen, während in allen Kirchen des Landes öffentliche Gebete
für die Rettung der herrschenden Republik abgehalten wurden. Diese war aber bereits
zu tief gefallen, um in einem heldenmüthigen Kampfe Freiheit oder Untergang zu sucheu.
Der Senat war einzig uud allein bestrebt, Bonaparte zu besänftigen, und kränkte dabei
dnrch feige Schritte das Ehrgefühl der dalmatinischen Milizen, welche gern ihr Blut für
die Vertheidigung der Lagunenstadt geopfert Hütten. Ja, als die Aristokratie zu Venedig
abdankte und Bonapartes Willen in dem neu erstandenen demokratischen Mnnicipinm
unumschränkt waltete, wurden die dalmatinischen Soldaten als ranblnstige und gefährliche
Leute schnöde nach ihrer Heimat zurückgeschickt.
In den dalmatinischen Städten gab es allerdings einige Personen, welche den
französischen Freiheitsideen und der demokratischen Regierung Venedigs zugethan waren,
aber die Masse des Volkes war couservativ gesinnt. Der Haß des Volkes wendete sich
besonders gegen die liberal gesinnten Dalmatiner und allmälig entstand der Wahn, daß
diese nichts als die Auslieferung Dalmatieus an die Franzosen bezweckten. Der Groll
steigerte sich von Tag zu Tag, und da das Land von regulären Truppen fast entblößt
war, konnte man auf den nahen Ausbruch eines Bürgerkrieges gefaßt sein.
In Spalato revoltirte zuerst das Volk uud versuchte das Judenviertel zu erstürmen.
Durch das Dazwischentreten einiger vornehmer Bürger und durch die Zahlung nicht
unbedeutender Summen gelang es, die Jsraeliten vor den Gewaltthätigkeiten des Volkes
zu retten. Auch an anderen Orten waren Tumulte ausgebrochen, wobei überall der
unheilverkündende Ruf: „Nieder mit den Gotteslästerern, den Jakobinern und Königs-
mördern" laut wurde. Eine über ganz Dalmatien verbreitete anonyme, dem Franciscaner-
pater Andreas Dorotic zugeschriebene Proclamation forderte das Volk znr Selbsthilfe anf
und warnte vor den Jakobinern, welche das Land an die Feinde der Religion ausliefern
wollten. Nun kannte die Volkswuth keiue Grenzen mehr. Zu Spalato, Trau, Sebeuico
und au anderen Orten wurden die Zeughäuser erstürmt und das bewaffnete Volk ging zum
förmlichen Angriff gegen die sogenannten Jakobiner über. Es floß Bürgerblut in Menge,
zerstörte Häuser bezeichneten den Weg der Empörer und das ganze Land erbebte unter der
schrecklichsten Anarchie. Erst als sich die Tobenden ein weuig beruhigt hatten, gelang es
den einflußreichsten Bürgern sich ins Mittel zu legen uud den Ausschreitungen ein Ende
zu machen. Es wurden überall sogenannte Mnnicipien, in denen alle Stände vertreten
waren, erwählt und eine Art Bürgermiliz gegründet. Um auch die Bauern zu beschwichtigen,
wurden die ihnen verhaßten Abgaben, so gerecht dieselben auch sein mochten, abgeschafft.
Nur in Zara, wo eine hinreichende italienische Besatzung lag, wurde die Ruhe nicht
gestört. Der Provveditore generale Andrea Querini, eiu schlauer Mann, der es
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch