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Cattarv und kehrte über Metkovich, Vergovac, Jmoski Siuj, Verlika, Deruis, Knin nach
Zara zurück. Während Graf Raimund von Thnrn als bevollmächtigter Hofeommifsär mit
der Regelung der Verwaltung in den Boeche di Cattaro beschäftigt war nnd Alles den besten
Gang nahm, tauchte plötzlich am Horizont eine gefahrdrohende Wolke aus. Der französische
Contreadmiral Brnyes langte mit zwei Linienschiffen, drei Fregatten und zwei kleineren
Fahrzeugen in dem zur Republik Ragusa gehörigen Hafen von Calamotta an und ließ den
eommandirenden General Brady auffordern, die widerrechtlich besetzten Bocche di Cattaro
sogleich zu räumen, da er ihn sonst mit Gewalt dazu zwingen müsse. Bonaparte that dies,
um den österreichischen Bevollmächtigten Cobenzl bei den Friedeusnnterhandlungeu zu
Passeriauo nachgiebiger zu stimmen; aber Brady suchte Zeit zu gewinnen, und als er
schließlich die Räumung versprechen mußte, hatteu die Boecheseu bereits alle Pässe besetzt
uud forderten den General ungestüm auf, ihnen bei der Vertheidigung des Landes beizu-
stehen. In diesem kritischen Moment, wo der Angriff der Franzosen bevorstand, traf die
Nachricht von dem Friedensschluß zu Camposormio ein, Brnyes zog nach Corfn ab, legte
jedoch vorher der Republik Ragusa eine bedeutende Kriegscontributiou auf.
Hiermit war die Occupatiou des Landes glücklich durchgeführt und die österreichische
Regieruug war nun eifrig bemüht, die traurigen Verhältnisse und das Elend, besonders
der Banern, zu heben, sah aber ihre Thätigkeit nur zu oft durch politisch-religiösen
Parteihader und durch die maßlosen Privilegien aus veuetiauischer Zeit gehemmt. Das
energische Einschreiten des inzwischen zum Civilgouverueur eruauuteu Grafen Thnrn war
daher umso nothwendiger, als es in den Bocche di Cattaro fortwährend gährte und
mancher Aufruhr mit Waffengewalt unterdrückt werden mußte.
In uralteu Zeiteu hatteu sich bosnische uud kroatisch-ungarische Flüchtlinge aus dem
Gebiete zwischen Spalato und Almissa niedergelassen nnd eine völlig unabhängige
Grafschaft unter dem Nameu „Polj iza" gegründet. Die Einwohner, welche sich in
Tracht nnd Sitten von den Dalmatinern wesentlich unterschieden, waren sehr arbeitsam
uud erfreuten sich eines ziemlich bedeutenden Wohlstandes. Ein Großgras nnd zwölf Klein-
grafen verwalteten das Land in streng aristokratischem Sinne und hielten jeden fremden
Einfluß fern. Die österreichische Regierung machte allerdings den Versuch, au Stelle der
mittelalterlichen Verfassung eine den österreichischen Gesetzen entsprechendere einzuführen,
begegnete aber dabei einem so hartnäckigen Widerstand, daß eine Jnsnrreetion zu befürchten
stand. Man begnügte sich daher mit einigen unbedeutenden Änderungen, welche das Ver-
hältniß der Poljiza zu dem übrigen Dalmatien regeln sollten, aber die innere Verwaltung
des kleinen Gemeinwesens blieb davon völlig unberührt. Auch mit Ragusa hielt Österreich
freundliche Nachbarschaft, ja es kam sogar dieser kleinen Republik mit Truppen zu Hilfe,
als infolge einer Erhöhung der Salzpreise dort ein Aufruhr ausbrach.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch