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Der Preßburger Friede (1805) machte der österreichischen Herrschaft in Dalmatien
ein Ende und im Februar 1806 wurde es durch den frauzösichen General Molitor mit
6.000 Manu besetzt. Die Oceupation giug aber laugsam von statten nnd diesen Umstand
benutzten die Russen, um mit eiuer starken Flotille die Auslieferung der Bocche di Cattaro
zu erzwingen. Der österreichische bevollmächtigte Commissär Marquis Ghisilieri mußte
auch wirklich nachgeben, um die geringen österreichischen Besatzungen vor den andringenden
Russen und Montenegrinern zu retten. Napoleon gerieth darüber in die höchste Wuth uud
zieh Österreich des Treubruches. Es wurden langwierige Verhandlungen geführt, die aber
zu keinem Resultat führten, da die Russen mit Drohungen allein nicht aus den Bocche zn
bringen waren. Ja sie giugeu bald zur Offensive über; sie besetzten nach kurzer Beschießung
Curzola und suchten Ragusa zu einem Schutz- und Trntzbündniß zn bewegen, um vou da
aus desto leichter Dalmatien angreifen zu können. Auch die Franzosen waren bemüht, die
Republik auf ihre Seite zu bringen. Der Senat entschied sich nach langem Zaudern zu
Gunsten der Franzosen und gestattete denselben den Durchmarsch durch das ragusauische
Gebiet. Am 26. Mai 1806 erschien General Lanriston mit 1.500 Mann vor Ragusa
und bat um Einlaß, damit seine erschöpften Truppen ausrasten könnten. Kaum war
dies gewährt, so bemächtigte sich Lanriston der Festungswerke und setzte sich in der
Stadt fest. Anderseits schickte nun der Viceadmiral Siniavin den General Viazemsky mit
2.400 Russen und 4.000 bis 5.000 Montenegrinern zur Belagerung Ragusas ab. Die
Vororte Breuo, Pile, Gravosa, Ombla, wo die Adeligen die prächtigsten Landhäuser
hatten, gingen in Flammen auf; ein Ausfall Lauriftous wurde blutig zurückgewiesen und
nun schlössen die Belagerer die Stadt von allen Seiten ein. General Molitor sammelte
rasch alle in Dalmatien verfügbaren Truppen und eilte mit nur 3.000 Mauu zum Entsatz
Ragusas herbei. Er fiel mit solchem Ungestüm über die Russen und die Montenegriner
her, daß dieselben nach kurzem Gefecht das Weite suchten. Am 5. Jnli 1806 zog Molitor
in die befreite Stadt ein.
Bei diesen verwickelten Verhältnissen übertrug Napoleon einem seiner ausgezeich-
netsten Unterfeldherren, dem General Marmont das Obercommando iu Dalmatien und
ließ zugleich zahlreiche Verstärkuugeu aus Friaul dahin abgehen, so daß von nun an die
Franzosen über 14.000 bis 16.000 Mann verfügten. Zugleich stellte Napoleou die Würde
eines Provveditvre geuerale wieder her uud eruauute dazu Viuceuz Daudolo, eiueu sehr
verdienten Mann, dem die Civilverwaltnng des Landes oblag.
Marmont stand bereits im Begriff, einen Offensivstoß gegen die Bocche di Cattaro
auszuführen, als infolge des bevorstehenden Krieges mit Preußen Napoleon den Befehl
an ihn ergehen ließ, Ragusa vor jeder Überrumpelung zu sichern und sämmtliche verfüg-
baren Truppen bei Zara zu couceutrireu, um die Grenze des Landes gegen einen eventuellen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch