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?oroHenje Hetica — 06 Heviee (In dieser Jahreszeit — Wird der Welt der
Friede verkündet: die Geburt eines Kindleins — Von Marie der Jungfrau.)"
Am Weihnachtsabend schleppt das junge Volk einen größeren, als Badnjak bestimmten
Baumklotz herbei, den es mit Lorbeer, Öl- und Rosmarinzweigen schmückt. Anch Haus-
thore und Heiligenbilder umgibt man mit Lorbeerblättern und bringt Alles in Ordnung.
Den Tag über fastet man; am Abend versammelt sich das Hausgesinde zum Rosenkranz.
Bevor man sich zu Tische setzt, legt der Hausherr den Weihnachtsklotz auf den
Herd. Er rückt ihn mit dem nicht bekränzten Ende zum Feuer, besprengt ihn mit Weih-
wasser, bestreut ihn mit Weizen, begießt ihn mit Wein, räuchert ihn mit Weihrauch au,
ergreift ein Glas und spricht: „Im Namen Gottes, zu guter Zeit! Zum Glück möge uns
dieser Abend stets anbrechen und morgen möge uns die hehre Geburt Christi gesund
antreffen! Gewähre, lieber Gott, daß wir durch viele Jahre uud bei guten Ernten darauf
uus freuen mögen, im häuslichen Frieden und in Liebe, geschmückt mit Ölzweigen und
Lorbeer gleichwie dieser Klotz hier, vor Allem aber iu Gnade Gottes! O guter Gott!
schirme in diesem Hause die Jungen, erhalte die Alten, auf daß sie lange das Haus
lenken, Werke dieser Art ausführen, Dich, o Gott, loben und ihre Seelen nicht mit
Sünden beflecken mögen!" Auf diese Worte hiu ruft Alles „Amen". Der Hausherr
triukt uuu aus dem Glase Jedermann Gesundheit zu, worauf Alle der Reihe uach das
Gleiche thun. Alsbald kracht ein Schuß, uud das Knattern der Gewehre setzt sich fort
von Haus zu Haus, dazwischen hört man jauchzende Zurufe, womit ein Nachbar, ein
Freund den anderen beglückwünscht. Jetzt erst setzt man sich nieder zum Abendmahl. Nach
demselben stimmen je zwei und zwei ein Lied an, und unter Scherz, Spiel und Gesang
bleibt man bis Mitternacht beisammen, worauf man zum Hochamt in die Kirche zieht, wo
nach dem Gloria Glockenspiel ertönt und nach der Epistel Groß und Klein mit lauter
Stimme das Weihnachtslied: „II sH vriMne Zockista" anstimmt. Im Küstenland
hat sich außerdem die Sitte erhalten, daß Alle einander den Frieden Gottes
wünschen und einander küssen; waren zwei zuvor verfeindet, so söhnen sie sich aus, damit
das Wort ,Lt in terru pax tiominidus" in Erfüllung gehe. Bei Aubruch des heiligen
Tages uimmt die Hausfrau noch vor dem Frühstück Glut vom Weihnachtsklotz in eine
Pfanne, wirft etliche Weihrauchkörner darauf und unter Befprengnng mit Weihwasser
räuchert sie die Hürden und Stallungen ein.
Am heiligen Tage nach der Mahlzeit begibt sich die Mehrzahl der Männer mit
Fahnen aus eine Anhöhe, wo man sich mit Trinken, Schießen und Gesang vergnügt. An
den Weihnachts-, Oster- nnd Pfingftfeiertagen pflegt man den Verwandten der Reihe
nach Besuche abzustatten, wobei man denselben ein Brod, »luk- (Bogenbrod) genannt,
zu Ostern aber ein solches mit einem Ei in der Mitte, welches 1'elmi ieu heißt, als Geschenk
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch