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vorgetragen, an deren Spitze sich zwei Flaschen, eine mit Öl, die andere mit Wein gefüllt,
serner zwei Kuchen und einige Büschel verschiedener Hülsenfrüchte befanden. Jede Trsniea
pflegte ein mit Ölzweigen geziertes und mit Kuchen gefülltes Körbchen mit sich zu tragen.
Diese Frauen stellten den Frieden nnd die Fülle dar. Vor dem Fürsten führten sie einen
Kolotanz anf, worauf der Seedirector, unter der Staatsfahne stehend, von der Roland-
säule herab ein Loblied auf den Heiligen vorzutragen pflegte. Schließlich trat der Leiter
der Festlichkeit unter dem Klang der Schellentrommeln nnd dem Tonner der aus der
Citadelle aufgestellten Kanonen feierlich vor den Fürsten hin, ihm seine uud seiues Gefolge
Huldigung darzubringen. Um drei Uhr Nachmittags nahmen die Corps von Pilaneru,
Gravofanern, Bürgern und Vorstädteru auf Pile verschiedene Positionen an. Das
Hauptcorps befehligte der Oberbefehlshaber, welcher einen prächtigen Helm auf dem
Kopfe und eine lange Lanze in der Hand trug. Gegen ihn marschirte der gegnerische
Oberbefehlshaber mit einer starken Schar, ebenfalls eine Lanze in der Hand. Daneben gab
es noch Uuterabtheilnngen uuter eigenen Führern. Nach einigen Salven zogen sie der Reihe
nach in die Stadt vor die Kirche des Heiligen. Dabei wurden der Fürst, der zn dessen
Rechten sitzende Erzbischos sowie die Vornehmen mit Salven begrüßt. Während die Scharen
in Reihe und Glied staudeu, traten vor den Fürsten drei Masken, namens Turica, Coroje
und Vila; sie verbeugten sich und führten unter der Begleitung der Mjesuice-Dudelfäcke
uud dem Klang der Schellentrommeln einen eigenartigen Kolotanz auf. Turica stellte deu
Kriegsgott Mars dar. Statt Füße hatte sie furchtbare Kralleu, statt des Leibes ein zottiges
Vließ mit langem behaarten Hals, gespitzten Ohren, nacktem Schädel, mächtigem Schnauz-
bart, aus welchein furchtbare Hauzähne hervorragten. Sie öffnete ihren ungeheureu Rache»
«ach allen Richtungen hin, als wollte sie Alles verschlingen. Coroje stellte den Bacchns dar.
Auch er hatte statt der Füße Krallen und vom Scheitel hingen ihm über den ganzen Leib
Haarbüschel, die sich beim leisesten Luftzug kräuselten und bewegten. Um das Haupt hatte
er eiue Rebeukroue, in der Hand aber einen geschmückten Stab oder Thyrsos (trs). Die Vila
stellte die Venus (Lada) dar. In langem Kleid, das Haupt mit Blumen geschmückt, mit dem
Bogeubrod (lulc) in der Hand, nahm sich das Mädchen wunderbar zwischen den beiden
Scheusalen aus. Hatten die Masken ihr Spiel beendet, so stellten sich vor dem Fürsten
die einzelnen Corps auf und legten in verschiedenen Übungen, sei es im Schießen, sei es
im Schwenken der Fahnen oder im Schleudern der Lanzen ihre Gefchicklichkeit dar.
Hierauf zogen sie dreimal nm die Stadt und vertheilte» sich schließlich iu zwei Lager. Aus
freiem Platz begänne« die beiden Obercommandaute«, mit Schild nnd Lanze bewaffnet,
einen Zweikampf, der je uach der Tüchtigkeit der Befehlshaber länger oder kürzer
dauerte und mit der Niederlage des gegnerischen Befehlshabers und dessen Ergebung
enden mußte. Mit betäubendem Beifallssturm ward das Ende des Kampfes begrüßt. Ein
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch