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behüte sie wie deine eigenen Augen nnd liefere sie nicht aus, solange Dir der Kopf zwischen
den Schultern steht."
Nun treten einige Mädchen dazu; das eine trägt ein mit einem seidenen Tuch
bedecktes Körbchen mit Sträußen von trockenen Blumen für die Svaten, welche sich
dieselben auf die Mütze stecken und daher denn auch geschmückte Gäste (kiöeni svatovi)
oder „Sträuße" selbst (pei-Mmee) heißen. Während von der Braut die Svateu mit
Sträußen betheilt werden, singen die übrigen Mädchen:
Svaten stehen vor dem Hofe,
Womit soll man sie betheilen? Einen Strauß man jedem Svaten,
Und dem Bräutigam geb' die Braut hin!
Schließlich zieht man zur Kirche; dort findet die Trauung statt, nach welcher man
unter fortwährendem Knattern der Gewehre ins Haus der Braut zurückkehrt. Hier setzt
mau sich zu Tisch, ohne die Massen abzulegen. In der Mitte der Tafel sitzen die Braut, der
Traupathe uud der Brautführer, an dem einen Ende der Hausherr, an dem andern der
Obersvat, die anderen Gäste aber der Reihe nach rings herum. Wenn der Braten auf-
getragen wird, erhebt sich der Hauswirth und reicht dem Obersvat einen Krug Wem mit
den Worten: „Sei willkommen, lieber Freund! Sollen wir trinken nach Svatenart und
einander zutrinken brüderlich oder sollen wir trinken brüderlich und einander zutrinken uach
Svatenart?" Der Obersvat entgegnet: „„Wir wollen trinken brüderlich und einander
zutrinken uach Svatenart."" — „Wie viele Trinksprüche sollen wir ausbringen?" frägt
weiter der Hausherr, „füuf, zehn, fünfzehn?" — „„Wir könnten deren siebzig ausbringen,
aber in alter Zeit waren drei gewöhnlich, während heutzutage zwei hinreichen, einer durch
mich, der andere durch dich."" — „Nuu gut denn!" Und nun spricht der Obersvat seinen
Trinkspruch, der etwa folgendermaßen lautet: „Im Namen der Ehre Gottes! möge
Jedermann sich freuen! möge Gott Jedem beistehen, der sich bekreuzt und zu Gott betet;
möge Gott nnd seine heilige Ehre beistehen dem heiligen Vater in Rom und demselben
klaren Verstand und große Kraft gewähren, seine Cardinäle zu leuken und zu leiten, die
Cardiuäle ihre Erzbischöse, die Erzbischöse ihre Bischöfe, die Bischöfe ihre Priester, die
Priester aber das Volk, das ihrer Hut anvertraut ist, auf daß sie es auf den Weg des
Heiles bringen und von der Verdammniß erretten! —Möge Gott und Gottes Ehre beistehen
unserem König; möge er ihm große Kraft, klaren Verstand, einen scharfen Säbel bescheren;
würde ein Feind ihn angreifen, so möge er ihn mit Gottes Hilfe niederwerfen. Und seine
Minister mögen die lautere Wahrheit erkennen und solche auftragen den Statthaltern,
die Statthalter den Kreishauptleuten, die Kreishauptleute den Gemeindevorstehern, die
Gemeindevorsteher den Ortsvorstehern, die Ortsvorsteher der Bevölkerung, auf daß sie
gottesfürchtig und sittenrein lebe! — Möge Gott und seine heilige Ehre die Generäle leiten,
im Kriege ihreu Herrscher, ihre Ehre uud den katholischen Glauben zu vertheidigeu! —
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch