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Ehren darbringen überall, namentlich aber vor der Synodalkirche, wo gute und ehrenwerthe
Persönlichkeiten zuschauen mögen, daß die Freunde sich unterhalten, die Übelthäter jedoch
und die Feinde verkommen! O Herr Gott oben, größer ist die Zahl deiner Geschöpfe als
die Zahl meiner Worte. Was ich nicht mit meinem Wort berührte, das erfülle dn und
hilf durch deinen heiligen Willen und Beistand!"
Am Xrstno ime-Tage haben die Gäste nicht nur Überfluß an Allem, sondern die
Hausfrau steckt einem Jeden zur Heimfahrt noch einen guten Bissen in die Torba. Auch
die Armen werden an diesem Tage reichlicher als sonst bedacht. In vielen Ortschaften
wird am Tage des Xrstnc» ims auch ein Markt abgehalten.
Erwähnenswerth ist anch jenes Fest, welches anläßlich der Primiz eines Priesters
gefeiert wird — es ist ein Volksfest im wahren Sinn des Wortes. Acht Tage bevor der
junge Priester das heilige Meßopfer darbringt, pflegt er persönlich unter Begleitung
einiger Mitglieder seiner Familie die ganze Verwandtschaft bis zum dritten Grad und
die hervorragendsten Ortspersonen zur Feier und zum Festmahl einzuladen. In Pago
zieht acht Tage vor der Feier die ganze jnnge weibliche Verwandtschaft des Primizianten,
begleitet von vielen anderen Personen, paarweise und singend überall umher, um das
bevorstehende Ereigniß zu verkünden. Zunächst besteigt die jnnge Weiberschar den Glocken-
thurm der Pfarrkirche und läßt unter fröhlichem Glockenspiel ein Gelegenheitslied erklingen.
Sodann geht es zum Pfarrer und dann der Reihe nach zu den Ordensfraueu, zur
Verwandtschaft, zum Gemeindevorsteher und den übrigen Ortsältesten, um alleu unter
Absingung von Liedern die fröhliche Nachricht zu überbringen. In jedem Haus, iu das
sie treten, bewirthet man sie nach altem Brauch, so gut es geht. In gleicher Weise kehren
sie aus diesem fröhlichen Anlaß noch dreimal bei Jedem ein. Am Festtag selbst, bei
welchem die Gäste insgesammt in ihrem besten Kleiderschmuck erscheinen, setzt sich, sobald
in der Kirche die vorgeschriebenen Riten vorbei sind, der Primiziant vor dem Altar
nieder und reicht als Gesalbter des Herrn die geöffneten Handflächen Allen zum Kuß dar,
wofür ein Jeder je nach Kräften eine Geldspende auf den Silberteller niederlegt. Darauf
begibt man sich zum Festmahl, bei welchem die Hauptunterhaltung im Singen von Volks-
liedern, in Gewehrschüssen, in Trinksprüchen, im Kolotanz und in lustigen Anekdoten und
Erzählungen besteht. Diese Feier dauert drei, bisweilen sogar acht Tage.
Bis vor kurzem bestand an manchen Orten die Sitte der Wahl eines Bauernkönigs.
Nicht alle Einzelnheiten bei dieser Wahl waren überall gleich, ja nicht einmal der Name
war überall derselbe, indem man an einigen Orten „König" (krah), anderswo aber
„Herzog" (vHvocka) sagte, der Kern der Sache aber blieb überall der gleiche. Den
Namen „König" oder „Herzog" führte jene Persönlichkeit, welche von den Ortsältesten
dazu ausersehen wurde, ein Jahr hindurch Träger dieses Namens zu bleiben, mit welchem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch