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auch an den hübschen seidenen Tücheln und Schürzen, den reichen goldenen Ohrgehängen,
kostbaren Korallen, goldenen Ringen und Peruzinen der Mädchen.
Das Kolo wird nur anläßlich hoher Feiertage, etwa zu Weihuachteu u. s. w., dann
bei der Xrstno ims-Feier und gelegentlich eines Marktes getanzt. Eine besondere Art ist
jenes halsbrecherische Kolo, welches im Ragusauer Gebiet getanzt wird. Die Tanzmusik
wird auf der sogenannten Lira, einer Geige mit drei Saiten, ausgeführt. Der Kolosührer
beginnt allein zu tanzen, hüpft in gemessenen Sprüngen nach vorwärts und rückwärts, wie
es gerade der Ton der Lira erfordert. Bald wendet er sich rechts, bald links, bald dreht er
sich ganz herum wie die Spindel, bald stemmt er die Arme in die Hüften, bald hebt er
sie wieder empor, bald schnalzt er mit den Fingern, bald klatscht er in die Hände. So oft
er sich nach vorwärts oder rückwärts bewegt, stampft er fest mit dem Fuß auf den Boden.
Zuletzt wählt er sich eine Tänzerin. Er erfaßt sie an der Hand, worauf sie sich unter der
seinigen im Kreise dreht. Wenn sie so bald vereint, bald getrennt, einigemal nach vorwärts
und rückwärts gesprungen sind, erfaßt er sie wieder bei den Händen, dreht sie hin und her,
wendet sie unter der Hand um, packt sie um die Taille und dreht sich mit ihr blitzschnell im
Kreis herum. Sodann wenden sie sich von einer Hand zur andern, bald vereint, bald
getrennt; sind sie getrennt, dann schnalzen sie gleichzeitig mit den Fingern und klatschen die
Hände einander zu. Endlich übergibt er sie jenem Burschen, den sie sich selbst wählt, und
wählt sich eine andere Tänzerin. So folgt stundenlang Tanz auf Tanz. Da hört man das
Stampfen der Füße, das Schnalzen der Finger und das Klatschen der Hände, untermischt
mit den Befehlen des Koloführers, der unaufhörlich die Gesellschaft durch Zuruf uud Scherz
anfeuert und anordnet, wann sich der Tanz von einer Hand zur andern wenden, wann
jedes Paar vereint oder getrennt tanzen, wann jeder Bursche seine Tänzerin dem Vorder-
mann zu überlassen und er selbst die des Nachmanns zu nehmen hat. Und dies Alles geht
lebhaft und flink vor sich wie im Wirbel.
Außer dem Alkaspiel zu Siuj gibt es noch eiu anderes Kampfspiel, welches bei
Nationalfesten auf Curzola aufgeführt wird uud den Namen Moreska führt. Der Name
selbst weist auf fremden Ursprung hin, indeß ist das Spiel ganz ein Eigenthum des Volkes
geworden. Es ist eiue Art Ballet, zwei miteinander streitende Heere darstellend, ein christ-
liches und ein mohammedanisches. Nach der für jedes Heer zur Anwendung kommenden
Tracht zu urtheilen, wäre das eine spanisch, das andere arabisch oder maurisch, von welch
letzterem Wort das Spiel auch den Namen erhalten hat.
Das Spiel wird im Freien auf eiuem etwas erhöhten Podium in gemessenem Schritt
unter Musikbegleitung aufgeführt, wobei man durch die Bewegungen des Körpers und
Schwingungen der Waffen, in der einen Hand des Schwertes, in der andern des Dolches,
verschiedene Scenen vom Beginn der Schlacht bis zum schließlichen Sieg des christlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch