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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Band 11
Seite - 170 -
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170 in jenem Hause sich versammeln. Diese Zusammenkünfte nennt man Prela (Spinngesell- schaften). Bei loderndem Feuer spinneu da Mädchen und Weiber mit Spinnrocken und Spindeln zumeist Wolle auf Hauskleider von Tuch oder Flachs auf Hemden, während die Burschen ihre Pfeifen und Cigarren rauchen uud sich mit ihnen unterhalten. Außerdem wird abwechselnd je ein Lied bald von den Burschen, bald von den Mädchen gesungen. Findet sich unter den Burschen Jemand, der Tamburica zu spielen versteht, so läßt er die Saiten erklingen und singt dazu. Nehmen an der Zusammenkunft oder Spinngesellschaft blos Mädchen theil, dann bringen sie sicherlich jeden Burschen und jedes abwesende Mädchen ins Gespräch. Befindet sich unter diesem jungen Volk ein altes Mütterchen, so pflegt dasselbe alte Anekdoten, Räthsel und dergleichen zu erzählen, die sie entweder von ihren Vorfahren gehört oder selbst miterlebt hat. In der Krankheit ruft mau sofort den Geistlichen, damit er den Kranken segne; erst wenn die Gefahr größer wird, schickt man um den Arzt, falls ein solcher in der Nähe zu finden ist. Befindet sich in der Umgegend ein alter Priester, der im Rufe eines Wunder- thäters steht, so übersendet man demselben die Kleider des Erkrankten, auf daß er darüber „die Meßgewänder schüttle (6a nack njima rmtress kahine misne)". Ist der Tod nahe, dann zündet man eine geweihte Kerze an und hält sie zu Hänpten des Kranken. Jenen hält man für ewig unglücklich, dem diese Kerze nicht gebrannt wird. Wird Jemand verflucht, so sagt man: „Möge ihm kein Glück und am Sterbebett keine Kerze zntheil werden!" So lange der Sterbende seine Seele nicht ausgehaucht hat, darf man sich nicht zn seinen Füßen stellen. Wenn er ein Wucherer war und daher seine Seele nicht aushauchen kann, so pflegt man in Poljice ihm eine Wage und einen Schlüsselbund unter den Kops zu geben. Befürchtet man, daß er wegen schlechten Lebenswandels sich in einen Vampyr verwandeln werde, so zerschneidet man dem Todten in der nächsten Umgegend von Spalato die Flechsen an den Füßen und unter der Zunge. Einem bösen Weibe legt man unter die Achsel einen dicken Knäuel Garn, auf daß es sich nach dem Tode damit unterhalte und sich nicht in der Welt herumtreibe. So lange der Leichnam im Hause bleibt, findet sich die männliche und weibliche Verwandtschaft ein; nachdem sie knieend für ihn gebetet und ihn mit Weihwasser besprengt hat, küßt sie ihn mehrere Male und beginnt zu ihm, als wäre er noch am Leben, etwa folgendermaßen zu sprechen: „Wehe, Toma (oder wie sein Name ist), Du meine abscheuliche Wunde, wehe! wer wird Dein verwaistes Roß reiten? Wer Deine Weste tragen? Wer Deine Waffen an sich legen? Wehe, Toma, wehe Du weises Haupt! Wer wird Deinen Kindern Rath ertheilen?" Kurze Zeit vor dem Leichen- begäuguiß füllt sich das ganze Haus des Verstorbenen mit Leuten, die vom Todten Abschied nehmen wollen. Die Weiber stellen an ihn die Bitte, er möge auf der anderen Welt jenen ihren Gruß ausrichten, die ihnen hier am liebsten waren, oder sie zählen in
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Dalmatien, Band 11
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Dalmatien
Band
11
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1892
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.54 x 21.83 cm
Seiten
370
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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