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dalmatinischen Küstenland irgendwelche von den uralten griechischen Colouieu herrührende
Elemente noch vorhanden sind, läßt sich nicht leicht constatiren, gewiß ist jedoch, daß
nach der Theilung des römischen Reiches die Byzantiner Herren des Landes wurden,
wodurch wohl sicherlich manches griechische Element in dem Volksleben der dalmatinische»
Städte Ausnahme sand. Nach den Griechen traten die Venetianer ans den Schauplatz zu
einer Zeit, in der die einheimische kroatische Dynastie erloschen war, welcher durch
gesetzliche Wahl die Arpadeu nachfolgten, so daß dadurch Dalmatien auch mit deu
Magyareu in Berührung kam. Der Kampf der Venetianer mit dem ungarisch-kroatischen
Königreich erreichte erst im XV. Jahrhundert ein Ende, als die Venetianer ganz Dalmatien
bis aus Ragusa unter ihre Botmäßigkeit brachten, worauf sie dasselbe bis zum Ende des
XVIII. Jahrhunderts beherrschten. Während der letzten vier Jahrhunderte ihrer Herrschaft
hatten sich die Türken Dalmatieus Grenzen genähert und mehrere Landstriche wenigstens
auf eine kurze Zeit unter ihre Herrschaft gebracht. Vermochten sie auch nicht selbst nur
einer einzigen Stadt habhaft zu werden, so kann doch nicht geleugnet werden, daß unser
Volksleben manche Züge ausweist, die auf sie zurückgehen, und daß sich mancher davon auch
in das Stadtleben eingeschlichen hat.
Es ist heutzutage nicht leicht festzustellen, was ein jedes dieser verschiedenartigen
Elemente, die das nationale Leben Dalmatiens insonderheit in den Städten beeinflußt
haben. Eigenartiges darin zurückgelassen hat; am leichtesten kann dies von den Römern
und den Venetianern gesagt werden. Von den Jllyriern haben wir nur die Namen der
Städte, vou den Griechen Nur einige Namen für Pflanzen, Fische und Fischgeräthe, sowie
einige das Seewesen betreffende Ausdrücke. Auch von den Türken ist manches Wort
eingedrungen, theils in Folge des Handels, den die Städte mit ihnen trieben, theils aus
jenen Gebiete«, die ehemals unter türkischer Botmäßigkeit standen, während sich ein Einflnß
des Magyarischen nicht nachweisen läßt.
Das wichtigste Element, das aus dem Römischen in das Volksleben der dalma-
tinischen Städte aufgenommen wurde, ist wohl das römische Recht. Durch die jahr-
hundertelange Herrschaft war dasselbe der städtischen Bevölkerung so in Mark und Blnt
übergegangen, daß es die Städte nach dem Verfall des römischen Kaiserreichs freiwillig
in ihren Gebieten beibehielten, bis es dnrch die Venetianer von nenem bekräftigt ward,
welche es über das ganze Land zu verbreiten trachteten, so daß sogar der Begriff eines
national-slavischen Rechtes in den Städten abhaudeu kam. Abgesehen von den Rechts-
verhältnissen und Rechtsbräuchen, sowie der kirchlichen Litnrgie läßt sich in dem Volksleben
der Städter kaum etwas Römisches, wohl aber viel Veuetianisches nachweisen.
Gleich von dem Zeitpunkt au, als uach der Niederlage der Avareu Dalmatien
neuerdings bevölkert worden war und die neuen Ansiedler auf eigenen Schiffe» mit der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch