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dalmatinischen Städten auf venetianischen Einfluß zurückzuführen ist, hat nnr bedingte
Geltung, deuu sämmtliche Städte Talmatieus, mit der einzigen Ausnahme von Pag»,
waren vor dem Zeitpunkt erbaut, als die Venetianer mit ihren Sitten nach Dalmatien
kamen und dasselbe unter ihre Botmäßigkeit brachten. Jede dalmatinische Stadt, die
eine so gut wie die andere, besitzt je nach der Gegend und Zeit )hrer Erbauung ihren
eigenen Typus; daß dabei die Gassen zumeist etwas eng ausfielen, hat seinen Grund
sowohl in dem steinige» Boden als in der Nothwendigkeit, die Stadt zu dem Zweck eug
zu halten, um sie mit Vertheidigungsmauern zu umgeben, zumal ja alle Städte, am
Meere gelegen, sremdeu Überfälle« ausgesetzt waren. Auch das heutige Ragusa, das
uach dem furchtbaren Erdbeben, welches es in Schutt gelegt hatte, beinahe ganz im
XVII. Jahrhundert wieder auferbaut wurde, besitzt euge Gassen; doch weisen diese einen
ganz anderen Charakter aus als die veuetiauischeu.
Das Volksleben in den Bocche di Cattaro.
Der Name der Bocchesen nmsaßte ehedem nicht die gesammte Bevölkerung des
heutigen politischen Bezirkes vou Cattaro; man verstand einst unter den Bocche die Stadt
Cattaro nebst jenen Marktflecken und Dörfern, die am Gestade der zauberischen Bucht von
Cattaro liegen, sowie einige über jene Theile des Bocche-Gebirges hingestreute Ortschaften,
von wo aus man einen freien Ausblick auf das weite Meer gewinnt. Die übrigen, in den
Engthälern des nackten Felsengebirges zerstreuten Dörfer sind erst später in die Bocche
einbezogen worden, nachdem sie sich zuvor lauge Zeit sowohl der türkischen als der
venetianischen Herrschaft zu entziehen verstanden hatten. Bei dem Mangel an den allernoth-
wendigsten Lebensbedürfnissen und aller Culturmittel bar, nur für sich hinlebend, blieben
die Einwohner dieser Ortschaften hinter den übrigen Bewohnern der Bocche in jeder
Beziehung weit zurück und stehen infolge dessen auch ihre Charakter- und sonstigen geistigen
Eigenschaften auf einer ziemlich tiefen Stufe. Indem man zwischen diesen primitiven
Gebirgsleuteu nnd den Bewohnern der Meeresküste keinen Unterschied walten ließ, kam
infolge der bekannten unter diesen Gebirgsbewohnern ansgebrochenen Aufstände der Name
der Bocchesen bei der Welt ungerechterweise in Verruf, wiewohl die Hauptmasse der
Boccheseu den Unruhen fern blieb.
Bezüglich des Volkslebens unterscheidet sich die Stadt Cattaro selbst vielfach von
den übrigen Bocche, sie ist in dieser Hinsicht eine ganz eigenartige Stadt, gleichsam
ein Unicnm in unserer ganzen Monarchie. Unter ihren 2.000 Einwohnern findet man
heutigentags uicht zehn alte einheimische Familien mehr, indem diese entweder ansgestorben
oder ausgewandert sind. Cattaros heutige Einwohnerschaft besteht theils aus italienischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch