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Ausdruck. Die Fastenzeiten werde» besonders vvin Gebirgsbewohner, selbst in gefährlicher
Krankheit strenge beobachtet. Das große Osterfasten (cssni post) währt bei den Bekennern
des griechisch-orientalischen Glaubens fünfzig Tage. Während derselben dürfen nur Ölfpeifen
genossen werden; selbst der Genuß von Fischeu ist während dieser Zeit nur zweimal
gestattet, am Fest Mariä Verkündigung uud am Palmsouutag. Außerdem gibt es aber im
Jahre noch eine ganze Reihe von Fasten, die jedoch etwas kürzer und leichter sind. In den
Bocche besitzt selbst das kleinste Dorf seine eigene Kirche, einige Ortschaften haben deren
sogar drei uud mehrere. Jeder Berggipfel, jeder Hügel trägt ein Gotteshaus und ebenso
jede Insel in der Bncht ein eigenes Heiligthnm. Von Cattaro selbst kann man behaupten,
S- Madonna della Scarpella bei Perasto.
daß bis an den Anfang dieses Jahrhunderts die Kirchen und Klöster den dritten Theil der
Stadt ansmachteu, wobei jeder Edelmann in seiner Villa noch eine eigene Kapelle besaß.
Dieselben Umstände, welche für die Entwicklung des Heldenmuthes und der frommen
Sinnesart von Einfluß waren, trugen auch zur Ausbildung der dritten charakteristischen
Eigenschaft der Bocchesen das Ihrige bei, uämlich zu ihrer bekannten Ehrlichkeit und ihrem
treuen Festhalten am gegebenen Wort. Diese Eigenschaft ist ja neben allen internationalen
Handelsverträgen, sowie Handels- nnd Seegesetzen auch heutzutage noch die sicherste
Grundlage und beste Empfehlung, sowohl für den Handel als für das Seewesen, — und
wie viel mehr muß das in früheren Jahrhunderten der Fall gewesen sein! Der Bocchese
erfreute sich nicht blos als geschickter und tüchtiger Seemann eiues Weltrufes, sondern
anch wegen seiner Ehrlichkeit, weswegen die Handelswelt sowohl ehedem als auch heut-
zutage noch mit bocchesischeu Seeleuten gerne verkehrt.
Abgesehen von diesen allgemeinen Charakterzügen zeichnen sowohl den Küsten- als
den Gebirgsbewohner klarer Verstand nnd natürliche Begabung aus. Anch stände dieser
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch