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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Band 11
Seite - 193 -
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193 Grenzen des ganzen Dorfes begehen. Die letzteren sind häufig sehr umfangreich, da die Bocchesendörfer sehr zerstreut liegen und in den Dorfumfang außer dem bebauten Acker- auch der Steinboden, sowie Gesträuche und Wald miteinbezogen werden. Hat eines Jahres die Procession die Marklinie eines fremden Dorfes überschritten, sei es zum Trotz oder weil die Abgrenzung zweifelhaft ist, so wird sie sicherlich im darauffolgenden Jahre an derselben Stelle das Nachbardorf unter Waffen antreffen. Entschließt sie sich nun, auch in diesem Jahre die Grenze zu überschreiten, so kommt es zwischen den beiden Dörfern zum Blutvergießen. Seit der Einführung der Katastralbücher haben jedoch diese Ruhestörungen aufgehört. Jede Bocchefeufamilie, mag sie dem einen oder dem anderen Glaubensbekenntniß angehören, feiert ihr .krswo ime", ihren Kreuznamen, das heißt irgend einen Heiligen als ihren besonderen Familien-Schutzpatron. Jeder Stamm oder Bruderschaft (bratstvo) feiert denselben Kreuznamen, da man im Allgemeinen dafür hält, daß ursprünglich jede Familie, aus welcher sich im Laufe der Zeiten die Bruderschaften oder Stämme entwickelten, ja oft ganze Dörfer zu ihrem Schutzpatron jenen Heiligen auserwählt haben, dessen Namen dem Familienältesten bei der Taufe beigelegt worden war, und zwar schon zur Zeit, als das Volk vom Heidenthnm zum Christenthum übertrat. Verschiedene Dörfer haben verschiedene Gebräuche anläßlich dieser Privatfeier, der bedeutendste Unterschied jedoch besteht in der Rolle, welche das weibliche Geschlecht während des Mahles zu spielen hat. In jenen Gegenden, wo das Weib noch so gering geachtet wird, daß ihr Mann eine angesehene Gesellschaft, ehe er seiner Ehegattin Erwähnung thut, um Entschuldigung bittet, dürfen sich die Frauen während des Gastmahles nicht an die Seite der Männer setzen, sondern erst nachdem sich letztere gütlich gethan, und zwar gilt dies nicht blos von der Hausfrau, sondern auch von den geladenen Weibern. Anderswo herrscht die Sitte, daß sich der Hausherr und die Hausfrau nicht zu Tische setzen, sondern an der Spitze desselben aufrecht stehend ver- bleiben, bis man den ersten Trinkspruch dargebracht hat, der gemeiniglich der „Trinkspruch zur Ehre Gottes" genannt wird. Im Küstenstrich, wo die Cultur bereits ihren Einzng gehalten hat, ist diese Hausfeierlichkeit viel einfacher. Am Vorabend gibt es ein frugales Abendmahl, am Tag des Heiligen ein bürgerliches Mittagmahl. Vor dem Abendmahl sowohl wie vor dem Mittagmahl schneidet der Hausherr von dem »ki-stiii svmun- dem Kreuzlaib (einem großen runden Brodlaib, der iu der Mitte ein aus gleichem Brot geformtes Kreuz trägt) ein Stück ab und steckt in dasselbe eine Wachskerze, welche er zuvor mit einem Holzscheit vom Herde angezündet hat. Alle beten darauf für ihre Todten, bekreuzen sich und setzen sich zn Tisch. Nach Schluß des Gastmahls erhebt sich der Hausherr mit einem Glas Wein, tunkt in den Wein ein Stückchen Brot ein und mit der traditionellen Formel: „Ich Dir Brot und Wein — Du mir Gesundheit und Freude", löscht er mit dem in den Küstenland und Dalmaticn. IS
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Dalmatien, Band 11
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Dalmatien
Band
11
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1892
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.54 x 21.83 cm
Seiten
370
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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