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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Band 11
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202 pflegte oem Sohne ein Weib zu wählen; häufig sah das Mädchen ihren Bräutigam zum erstenmal vor dem Altar, in einem Augenblick, wo sie ihm lebenslängliche Liebe und Treue geloben sollte. Wenige Fälle ausgenommen, wird im Küstenstrich heutzutage die Hochzeit auf einfache Art gefeiert, ähnlich wie in den Städten; auch die Nationaltracht der Braut ist, die Dörfer ausgenommen, mit der Tracht der Städterinnen vertauscht worden. Am spätesten ging diese Änderung der Kleidertracht in Dobrota vor sich, wo vor dreißig Jahren der letzte Fall vorkam, daß die Braut im Nationalcostüm zur Trauung ging. Durch geschmack- vollen Schnitt, lebhafte Farben und reichen Goldschmuck ausgezeichnet, zählt diese Tracht gleich jener der schönen Bäuerinnen von Teodo zu den interessantesten der ganzen Monarchie. Stellt die Männer- und Weibertracht von Dobrota die echte Civiltracht der alten Insassen der Bocche dar, so vergegenwärtigt uns jene von Teodo die Tracht des alten Bauernstandes. Die auf den Tod und das Begräbuiß bezüglichen rohen Bräuche hat im Küstenstrich die Cultur fast gänzlich verdrängt, doch finden sie sich noch bei Gebirgsbewohnern, so z. B. die geräuschvollen Todteuklagen, die Todtenmahle, die blutige Verunstaltung des Antlitzes, das Zerraufen des Haares n. s. w. An den alten, durch die Gewohnheit überlieferten Vorschriften für die Trauerzeit hält jedoch auch das Volk im Küstenstrich noch zähe fest. Man kann auch heutzutage noch die Thüren und Fenster der Häuser, wo der Hausherr mit Tod abgegangen ist, schwarz angestrichen sehen, und monatelang bleiben die Fenster verschlossen. Manche Witwe geht noch heutzutage, falls sie nicht wieder heiratet, bis zu ihrem Tode schwarz gekleidet; doch geschieht es nicht mehr, daß sie ein ganzes Jahr in ihrem Zimmer eingeschlossen bliebe und mehrere Jahre hindurch nicht in der Kirche erschiene. In den Dörfern sind bei solchen Anlässen die interessanten und poetischen Todtenklagen in Brauch, welche über den Gemal, Bruder oder Sohn von der Gattin, beziehungsweise Schwester oder Mutter in einer traurigen Melodie gesungen werden. Diese Volkslieder enthalten in Versen eine ganze Biographie des Verstorbenen und sind so geschickt gemacht, daß einige Nachahmungen als classische Vorbilder dieser Dichtungsart in der Literatur Aufnahme fanden. Bis vor etwa zwanzig Jahren bestand in manchen Gebirgsdörfern der Brauch, daß die verlobte Jungfrau einige Tage vor der Hochzeit sich morgens an einen einsamen Ort außerhalb ihres Dorfes begab und sich dort im Singen der Todtenklagen übte, um auch dieser Sache kundig zu sein, falls sie etwa Witwe würde. Sobald der Verstorbene begraben ist, trinkt das Volk Branntwein auf die Gesundheit der Überlebenden; die Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens essen daneben auch das sogenannte Xoljiv», Weizen mit Honig gekocht. In Spizza pflegt man das Tischtuch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Dalmatien, Band 11
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Dalmatien
Band
11
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1892
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.54 x 21.83 cm
Seiten
370
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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