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selbst seine Irrthümer waren fruchtbar, da sie den Weg zu besserer Erkeuutuiß bahuten.
Ein glühender Verehrer Platos, knüpfte er an die Traditionen jener italienischen
Philosophen an, welche bereits im vorhergehenden Jahrhundert die Alleinherrschaft der
Aristotelischen Lehren mit Eifer bekämpften. Daß Patrizio in jüngeren Jahren anch ein
italienisches Epos verfaßte, entspricht dem nach Universalität strebenden Zuge der Zeit,
und daß er dazn ein ungewohntes Versmaß wählte, zeugt wiederum vou seinem Hang,
auf uubetreteuen Bahnen zu wandeln. Gleiches Eingehen auf Fragen der Philosophie mit
Anwendung auf Literatur, Moral und Staatskunst finden wir bei Nicolö Gozze (1549 bis
1610) aus Ragusa; er bediente sich dabei gerne der dialogischen Form, in welcher die
Italiener, classischen Mustern folgend, abstracte Disciplinen anmuthig zu behandeln
verstanden. Hierher gehören seine zwei Schriften über die Liebe und die Schönheit.
Gleichfalls mit Ästhetik beschäftigt sich der Dialog Irene seines bereits oben genannten
Mitbürgers M. Monaldi. Daran reiht sich das Werk eines dritten Ragnsaners, des
srnchtbaren slavischen Dichters Nicolö Nale (gestorben 1585), dessen vialc>»c> sulla skera
<lel mnn<Zc» (1579) an die besten Erzeugnisse dieser Gattnng im Cinquecento heranreicht.
Bekannt ist die italienische Sitte, nach welcher Dichterund Gelehrtesich vereinigten,
um ihre Geisteserzeugnisse vorzutragen nnd manchmal über wichtige Fragen, nnr zn oft
über die unbedeutendsten Dinge, zu verhandeln. Man darf diese „Akademien", in denen
sich selbstgefällige Mittelmäßigkeit breit machte und der gegenseitigen Lobhudelei der freieste
Spielraum gelassen wurde, im Allgemeinen belächeln; man soll aber dabei nicht vergessen,
daß aus solcheu Ansängen sowohl in Italien als in anderen Läuderu, welche dem Beispiel
folgten, Institutionen von weittragender Bedeutung sich entwickelten. Es ist nun nicht ohne
Interesse wahrzunehmen, wie auch iu Dalmatien Derartiges, wenn auch in bescheidenem
Maße, Fuß faßte, und bezeichnend ist es, daß auch darin Ragusa den anderen Städten
voranging. Hier wurde bereits in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts die
(leinia clei Loneorcli gegründet.
Eine Leistung von großer wissenschaftlicher Bedeutung tritt uns in dem Werke
Giovanni Lucios (gestorben 1584) aus Trau ve reZno Oalmaliae et Ooatiae
entgegen. Bis in das XIII. Jahrhundert lassen sich zwar die Ansänge der dalmatinischen
Historiographie in dem Werke über die Kirche Salonas und Spalatos des Thomas
Archidiaconns aus Spalato zurückverfolgeu und manche andere historische Schriften wären
aus den zwei folgenden Jahrhunderten anzuführen; in Lucio aber verehrt man mit Recht
einen der Begründer jener wissenschaftlichen Forschungsmethode, welche mir solche That-
sachen als feststehend anerkennt, die durch kritisch gesichtete Documeute von allerlei
Gattungen — Urkuuden, Kuustdenkmäler u. s. w. — zu stützen sind. Als Diplomat,
Historiker nnd Archäolog erwarb sich Antonio Veranzio aus Sebeuico, zuletzt Erzbischof
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch