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berühmte Botaniker Roberto de Visiani aus Sebenico (1800 bis 1878), der, an der
Universität zu Padua wirkend, vorzüglich die Flora Dalmatiens untersuchte; zugleich ein
tüchtiger Philolog, gab er mit Umsicht mehrere altitalienische Texte heraus.
Im Lande selbst nimmt man während der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts eiue
lebhafte Rührigkeit auf dem Gebiete des italienischen Schriftthums wahr; die in immer
breitere Schichten dringende Bildung, die vielen Mittelschulen mit italienischer Unterrichts-
sprache, an welchen eine Reihe von begabten, vielfach literarisch thätigen Männern lehrte,
der gesteigerte Besuch der Universitäten Padua und Pavia waren Momente, die das
Interesse für Literatur und Wissenschaft wach hielten. Es kann hier unsere Aufgabe nicht
sein, die Namen aller jener Männer aufzuzählen, welche sich daran betheiligten; worauf
es ankommt, ist, das Vorhandensein einer solchen geistigen Atmosphäre zu verzeichueu.
Nur auf Eines, das schon oben angedeutet wurde, ist besonderes Gewicht zu legen: auf
die unablässige Beschäftigung mit Allem, was auf die Heimat Bezug hat. Giovanni
Aattalinich ließ 1835 eine umfangreiche Geschichte Dalmatiens, Vincenzo Solitro 1841
eine Sammlung von Urkunden erscheinen, und zahllos sind die Monographien über
einzelne historische Fragen. Es seien hier nur einige, in letzterer Zeit Heimgegangene emsige
Arbeiter auf diesem Gebiete genannt: Giuseppe Ferrari-Cupilli aus Zara, das echte Bild
des Provinzgelehrten, der mit selbstloser Hingebung sammelt und sichtet und jede Gelegen-
heit benutzt, um die Früchte seines Bienenfleißes mitzutheilen; dann der Franciscaner
Damiano Fabianich und Monsignor C. F. Bianchi, welche die politische und kirchliche
Geschichte Dalmatiens zum Gegenstaude ihrer Forschung machten. Zahlreich sind die
Biographien verdienstvoller Dalmatiner; durch trefflichen Inhalt und edle Form zeichnet
sich die Schrift aus, welche Antonio Bajamonti dem Andenken des gleich zu erwähnenden
Fr. Carrara widmete.
Selbst die Gebilde der Phantasie weisen vielfach denselben Zug auf, so Casottis
Romane .Vlilenko e vodrilla und It berretto rosso, Giulio Solitros Drama I conti 6i
Zpulato, Luigi Fickerts Gedicht 1,a inuäre slava. Mehrere Publicationen beschäftigen sich
mit der slavischen Volkspoesie. Die erste Sammlung scheint 1829 von Nicolö Giaxich
veranstaltet worden zu sein; er hat zugleich das theils auf volksthümlicher Grundlage, theils
auf Nachahmung Tafsos beruhende Epos des Gian Francesco Gondola ins Italienische
übertragen. In den Jahren 1841 und 1842 erschien Tommasevs Sammlung italienischer,
neugriechischer und slavischer Lieder. Sie war in zweifacher Hinsicht ein epochemachendes
Ereigniß. Einmal gab sie Italien die — wie die Folge zeigte — fruchtbare Anregung,
den bis dahin fast unbeachteten Schatz der eigenen Volkspoesie zu heben; anderseits erschloß
sie den romanischen Völkern die Fülle epischer Poesie, welche die Südslaven seit ältester
Zeit bewahren uud von der vorher nur spärliche Kunde in die Öffentlichkeit gedrungen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch