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war. Tommaseos Mitbürger und Freund Ferdinands de Pellegrini vermittelte dann die
Kenntniß der slavischen Volkslyrik, jener Gattung der Volkspoesie, welche, das ewige
Thema der Liebe behandelnd, ein allgemeineres, wenn auch nationaler Färbung nicht
entbehrendes Gepräge aufweist. Dem gegebenen Beispiel folgten viele Andere, so daß
die Übertragung slavischer Gesänge ins Italienische zu den beliebtesten literarischen
Beschäftigungen der Dalmatiner gehört; am verdienstvollsten wirkte in dieser Richtung
der Spalatiuer Giacomo Chindina mit seiner 1878 erschienenen Sammlung. Gleicher
Berücksichtigung erfreute sich die Darstellung der Sitten nnd Gebräuche des Volkes; so
in Francesco Carraras valma^ia äeseritta eck illustraw; so in zahlreichen
Einzelschriften, worunter eine anziehende Studie des Grafen Orsato Pozza aus Ragusa
genannt werde» möge, welche über eine wahrscheinlich aus Dalmatien eingewanderte
slavische Kolonie im Neapolitanischen berichtet.
Die vielen Überreste römischer Alterthümer, die zumal in Spalato und Salona
von altem Glänze zeugen, wnrden seit dem Wiederaufleben der archäologischen Wissenschaft
stets wieder Gegenstand eifrigster Nachforschung und mehr oder weniger wissenschaft-
licher Erörterung. Ersprießlich wirkte aus diesem Gebiete besonders Carlo Lanza, der, in
Italien geboren, sich im Anfang des Jahrhunderts in Spalato niederließ. Ihm verdankt
diese Stadt die Gründung ihres archäologischen Museums (1818), welches durch iu
größerem Maße ausgeführte Ausgrabungen stete Erweiterung erfuhr und nunmehr zn
einer Pflegestätte der Wissenschaft geworden ist. Zahlreich sind die Arbeiten seines Sohnes
Francesco Lanza nnd des, wie in manchen anderen Richtungen, so auch in dieser verdienst-
vollen Francesco Earrara. In der stillen Einsamkeit seiner Insel brachte Pietro Nisiteo
aus Cittavecchia reichhaltige Sammlungen altrömischer Inschriften, Urkunden n. s. w.
zusammen, die er nicht blos zu eigenen Arbeiten verwerthete, sondern anch fremden
Forschern bereitwillig zur Verfügung stellte.
Daß indessen Dalmatiens Söhne nicht ausschließlich localer Forschung ihre Kräfte
widmen, erhellt aus mancher werthvollen Leistung auf verschiedenen Gebieten. Welche
Beschränkung wir uns auch in der Anführung von Namen, zumal noch Lebender, auf-
erlegen, so dürfen wir doch die trefflichen Dante-Studien des greisen A. Lnbin, der viele
Jahre hiudurch au der Grazer Universität lehrte, nicht mit Stillschweigen übergehen.
Auch Serafino Minich lieferte manchen werthvollen Beitrag zur Dante-Forschung.
Zuletzt noch ein Wort über die periodische Literatur, diesen Gradmesser der
modernen Cultur. Abgesehen von Feuilletons und Beilagen zu politischeu Journalen
wurden zu wiederholten Malen Zeitschriften gegründet, bestimmt, einen Mittelpunkt für
die Bestrebungen der italienisch Schreibenden zu bilden. Als die bedeutendsten seien
genannt: 1,a Oalmana (1845 ff.), eine Wochenschrift, die unter der umsichtigen Leitung
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch