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auch die untergeordnetsten Räumlichkeiten enthielt. Wir schreiten bis zur Mitte des Palastes
vor, bis zur Stelle, wo die Querstraße von der Langstraße durchschnitten wird, und betreten
hier einen von drei Seiten mit Bogenstellungen abgeschlossenen, jetzt oben offenen Raum,
den gegenwärtigen Hauptplatz der Altstadt Spalato. Der säulenumstellte Platz von
35 Meter Länge und 15 Meter Breite war der Haupthof des Palastes. Au denselben schließt
sich ein mächtiger Kuppelraum von 12 Meter Durchmesser, mit vier Nischeu gegliedert,
den man als das Vestibüle der kaiserlichen Wohnung betrachten darf. Zwischen diesem
Vestibüle und der Südfronte, der Seeseite des Palastes, haben im Laufe der Jahrhunderte
vielfach Verbauuugeu und Zerstörungen des römischen Bestandes platzgegriffen, doch gibt
die Erhaltung der Südfronte des Palastes Anlaß, hier die einstige Wohnung des Kaisers
zu vermuthen. Über einem geschlossenen Unterbau, hinter dem noch mächtige Gewölbe-
räume erhalten sind, zieht sich im ersten Stockwerk eine Bogenstellung mit Pfeilern und
Halbsäulen von 50 Bogen hin, in der Mitte und an den Enden durch reichere Loggien
ausgezeichnet, welche die Annahme gestattet, daß dahinter, die Südfronte des Palastes
entlang, sich die kaiserlichen Gemächer hinzogen. Die Lage gegen Süden mit der herrlichen
Aussicht auf das Meer und die schön gegliederte Inselkette dürfte diese Meinung recht-
fertigen. Reste von Baulichkeiten, welche auf die einstige Existenz reicher schöner Gemächer
schließen lassen, sind hier hinter der Südfronte erhalten, doch hat die spätere Verbauung
mit vielen kleinen Häusern uebeu engen Straßen die einstige Anlage verwischt.
Gehen wir wieder zurück in den Säulenhof des Palastes, so haben wir es hier mit
dem besterhaltenen Theile der ganzen Anlage zu thun. Der Hof stößt an der Ost- und
Westseite wieder au größere Höfe, in deren Mitte, von dem übrigen Palastcomplex isolirt,
tempelartige Baulichkeiten errichtet sind. In dem östlichen Hofe ist ein großer achteckiger
Kuppelbau, im westlichen ein kleineres rechteckiges Gebäude, das vollkommen die Anlage
des italischen Prostylos zeigt, ausgeführt. Der große Kuppelbau, der kleinere Tempel,
der Kuppelbau des Vestibules und die Säulenhalle des mittleren Hofes bilden hier eine
Gesammtheit vou uuvergleichlichem monumentalem und malerischem Reize, mächtig in der
Gesammtanlage nnd höchst bedeutungsvoll in der Gestaltung des Einzelnen. Der Kuppel-
bau, der vom Säulenhofe her über eine Freitreppe zu betreten war, erhebt sich auf einem
3'/z Meter hohen Unterbau. Die Umfassungsmauer des 13'/, Meter im Durchmesser
großen runden Raumes ist außen achteckig gebildet, entsprechend einer im Achteck um den
Bau gestellten Säulenhalle von 24 Säulen mit Gebälk und cassettirter Decke. Die Wände
des Jnnenranmes sind mit vier halbrunden und vier rechteckigen Nischen, mit Einschluß der
Eingangsnische, versehen und außerdem durch zwei rings umlaufende Ordnungen gegliedert.
Die reich sculptirteu Gebälke verkröpseu sich nach vor den Pfeilern, zwischen den Nischen
freistehenden Säulen, und zwar das untere Gebälk nach acht mächtigen korinthischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch