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finden, muß als der erste Schritt zur engeren Gliederung des Säulen- und Bogenbaues
angesehen werden, welche von hier ab weiter wirkt in die altchristliche und mittelalterliche,
ja selbst neuere Architektur. Die reichen Detailformen des Palastes, wie die Profilirungen
seiner Architektur, tragen nicht den schweren massigen Charakter, der bei den meisten
italisch-römischen Monumenten, namentlich der Spätzeit, beobachtet werden kann, sondern
es geht hier durch die Gestrecktheit der Profillinien und die flache Behandlung des
Ornamentes ein griechischer Zug hindurch, der die Annahme gerechtfertigt erscheinen läßt,
Diocletian habe seine Werkmeister, und vielleicht auch die Arbeiter, aus Griechenland oder
dem Orient nach Saloua kommen lassen.
Die Erhaltung des Mausoleums, des Tempels und des Säulenhofes bis auf unsere
Tage ist dem glücklichen Umstand zuzuschreiben, daß, dem religiösen Bedürfniß der neuen
Bewohner des Palastes entsprechend, das Mausoleum Domkirche von Spalato, der kleine
Tempel Baptisterinm wurde uud für beide der Säulenhof das Atrium bildete. Schon im
VII. Jahrhundert weihte der erste Bischof vou Spalato, Johauu von Ravenna, den
Knppelban der Mariä Himmelfahrt, und wenn hierbei auch die innere Einrichtung des
heidnischen Baues beseitigt wurde und auf immer verloren ging, war doch der Bau in
seinen wesentlichsten Theilen vor dem Verfall geschützt. Die hohe Pracht und Majestät der
römischen Mouumeute mußte nun der neuen christlichen Lehre dienstbar sein und warf
ihren Abglanz wie früher auf die römische, so von nnn ab auf die christliche Lehre und
ihren Cultus. Lange Zeit mögen die Baulichkeiten ohne wesentliche Veränderung der neuen
Bestimmung gedient haben, doch sollten sich in späteren Jahrhunderten wichtige Zubauten
und Umgestaltungen einfinden, welche in ihrer Art theils von großer Bedeutung in
formaler Beziehung, theils schädigend für den alten Bestand erschienen. Ans diese Ver-
änderungen, namentlich soweit sie wirklich künstlerischen oder knnsthistorischen Werth haben,
näher einzugehen, bleibt uns für später vorbehalten.
Wir dürfen aber den Palast des Diocletian nicht verlassen, ohne noch eines Nutz-
baues zu gedenken, der mit demselben in enger Beziehung stand. Es ist dies die Wasser-
leitung, welche vou der Jadroquelle im Mossor nach dem Palast geführt war und anf
einem 11 Kilometer langen Wege theils durch tief liegende Stollen, theils durch gewölbte
Geriune, dann aber auch mit sieben Thalübersetzungen ihrer Bestimmung vollkommen
entsprochen haben mußte. Zwei von den Thalübersetzungen waren bis in unsere Tage als
malerische Ruinen von Aqnüdncten erhalten und konnten wie die ganze Leitung vor wenigen
Jahren reconstrnirt und der alten Bestimmung, jetzt allerdings für die Zwecke der Staats-
bahn und der Stadt Spalato, zugeführt werden.
Die Errichtung des diocletianischen Palastes fällt, wie wir sahen, in den Anfang
des IV. Jahrhunderts, eine Zeit, wo der Einfluß der christlichen Lehre sich immer mehr
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch