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Mitwirkung klösterlicher Corporationen eine Reihe größerer Banunternehmungen an,
Kirchen, die als Langbauten in den wichtigsten Städten der Küste und der Inseln errichtet,
Zeugen einer glänzenden Bau- und Kunstthätigkeit wurden. Der Stil derselben ist vom
zweiten Jahrtausend ab der romanische in verschiedenster Beeinflußung und Ausprägung,
so daß jeder größere Bau einen anderen Charakter und andere Eigenthümlichkeiten zeigt.
Der romanische Stil währt in Dalinatieu unter verschiedenen Einflüssen von auswärts
sowohl, wie auch sicherlich unter dem steten Vorbild der römischen Monumente im Lande
selbst bis in die neuere Zeit uud ist hier als der dominirende Stil des Mittelalters
anzusehen, neben dem der gothische Stil nach seinem Auftreten niemals zur vollen
Herrschaft gelangen konnte.
Die schöne Kirche S. Anastasia in Zara, die Domkirche der Hauptstadt, ist eine
basilikale Anlage iu rein romanischen Formen, ein dreischiffiger Bau, dessen Mittelschiff
mit einer halbkreisförmigen Apsis schließt; abwechselnd Säulen und Pfeiler trennen die
Schiffe von einander. Der weite Kirchenraum macht trotz mehrfacher späterer Umgestal-
tungen, die sich auf die Holzdecke des Mittelschiffes und die Arkaden der Gallerten bezogen,
einen imposanten Eindruck, der noch erhöht wird durch das in edelsten Formen ansgesührte
Eiborium (Hochaltar-Baldachin) und die reichen gothischen Chorstühle. Eine interessante
Unterkirche, ein achteckiges Baptisterium und eine große gothische Sacristei vervollständigen
die Aulage des Ganzen. Das Äußere der Kirche zeigt in der Hauptfront, wie in der eiuen
sichtbaren Langseite die ausgebildeten Formen italienisch-romanischen Stils, wie sie an
den Bauten in Pisa, Lucca, Prato, Pistoja u. s. w. sich geltend machen. Das Motiv der
Flächengliederung bilden Sänlchen und Bogenstellungen in mehreren Etagen übereinander
und auch der Linie des Giebels folgend, der mit dem Mittelschiff sich über die Dächer
und Giebel der Seitenschiffe erhebt. Die Kirche wurde au der Stelle einer älteren, die den
byzantinischen Griechen gehörte, von dem Erzbischof Lanrentins (1247 bis 1287) begonnen
und im dritten Jahrzehnt des XIV. Jahrhunderts vollendet.
Der Einfluß der pifanifchen Architektur zeigt sich in Zara noch an der Kirche
S. Grisogono. Ursprünglich eiuem Benedictinerkloster angehörig, ist sie wohl im Innern
stark entstellt, wogegen das Äußere dieses kleineren Baues sich durch vollendete Durch-
bildung und Erhaltung der romanischen Formen auszeichnet, besonders sind die Lang- und
Apsidenseiten mit ihren Säulchen, Bogen, Bogenfriesen, Zwerggallerien und Gesimsen auf
das edelste im Sinne des Stils gegliedert. Das völlig romanische Object wurde aber
erst im Jahre 1407 geweiht, eiu Umstand, der auf die lange Dauer des Romanismus in
Dalmatien hinweist.
Eine wesentlich andere Ausbildung desselben Stils tritt uns in der herrlichen Dom-
kirche zu Trau entgegen. Sie ist eine dreischiffige gewölbte Pfeilerbasiliea init Vorhalle:
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch