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gleicher Weise wie das Äußere den Steinbau in unveränderter Erhaltung, nicht übertüncht,
nicht entstellt durch spätere Zuthaten, wie das hierzulande so vielfach in störender Weise
der Fall ist. Das Auge erfreut sich am Linienzuge der Pfeiler und Bogen und der im
Mittelschiff hoch hinaufgeführten Kreuzgewölbe mit ihren reich profilirten Rippen und
Gurten, welche durchwegs auf Wandconfolen aufsetzen, ohne Anlaß zu einer bis auf deu
Boden reichenden Gliederung der Pfeiler zu geben. Alles ist hier Harmonie und edle
Einfachheit, die noch erhöht wird durch eine Anzahl wohlerhaltener werthvoller Ein-
richtungsstücke, wie das Ciborinm des Hauptaltars, die Kanzel, die Chorstühle n. s. w.
Der Gesammteindrnck dieses romanischen, ja in seinen Gewölben zum Theil schon dem
Übergangsstil augehörigeu Baues spricht dafür, daß hier ganz andere Einflüsse und Vor-
bilder geltend waren als in den früher besprochenen Kirchen. Die norditalischen Bauten
und manche ungarische Kirchen müssen dem Baumeister bekannt gewesen sein. Der Gründer
des Baues war der Bischof Treguanns von Tran, der zu Ende des XII. Jahrhunderts
von Ungarn nach Dalmatien kam.
Von gleich edler Formenbehandlung wie der Dom ist die viel kleinere, zunächst
demselben gelegene Kirche S. Giovanni Battista. Der einschiffige Bau mit rechteckiger
Apsis hatte eine flache Decke und steht jetzt leider als Ruine da. Andere basilikale Anlagen
romanischen Stils von hervorragenderer Bedeutung sind außerdem die Kirche S. Giovauui
Battista und die ehemalige Domkirche auf der Insel Arbe.
Zugleich mit den Kirchen verdienen auch die Thürme und Kreuzgäuge romanischen
Stils besondere Beachtung. Die ersteren sind in der Regel nach südlicher Sitte von den
Kirchen getrennt. Die Grundform des Thurmes ist das Quadrat durch alle Stockwerke
bis zum vier- oder achtseitigen krönenden Steinhelm, zuweilen geht das letzte Stockwerk
als achteckige Laterne in den Helm über. Die derben Mauern sind in den einzelnen Stock-
werken von schmalen, meist gekuppelten Fensterpartien durchbrochen und wenig gegliedert.
Unzählige solcher Thürme sind im ganzen Lande zu finden und geben der Gesammt-
erscheinnng der Städte und Orte ein charakteristisches Gepräge. Auf Arbe, Eurzola, Lesina,
in Zara, Sebenico, Tran, Spalato, Ragusa und bis in die Bocche bleibt der Typus der
gleiche. Besondere Bedeutung nehmen aber die Thürme der Domkirche in Tran und
Spalato in Anspruch. Der Thurm in Tran ist einer der wenigen mit der Kirche in
architektonischem Zusammenhang errichteten. Er erhebt sich über der romanischen Vorhalle
als ein quadratischer in einen hohen Helm ausgehender, zierlich und schön gegliederter
Bau, der in seinen oberen Theilen Spitzbogen, Stab- und Maßwerk in jener mehr
äußerlichen Verwerthung zeigt, wie sie der venetianischen Auffassung der gothischen
Formen entspricht. Er wurde 1422 bis 1598 erbaut von Meister Matthäus Goycovich
und Meister Stephanus und vollendet von Meister Triphon Boccanich. Der Campanile
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch